Auschwitz
Reise nach Auschwitz: Eine Reise in die Vergangenheit
Beim Reisen gefällt uns, dass wir neue Menchen kennen lernen dürfen und uns durch unbekannte natürliche sowie menschengemachte Sachen inspirieren können.
Doch diesen Mal sollte es anders werden.
Diese Reise im Zeitraum vom 01.08.2014 bis zum 03.08.2014 sollte eine Reise in eine dunkle Vergangenheit der Menschheit werden; eine in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche. Diese Reise führte uns zur Gedenkstätte der Vernichtungslager Auschwitz I und Auschwitz II. Diese liegen nur wenige Kilometer entfernt von der polnischen Stadt Oswiecim.
Diese Reise hatte nichts inspirierendes. Es löste lediglich Grauen, Wut und Ohnmacht in uns aus und dennoch möchten wir diese Reise nicht missen. Ich werde euch auch sagen warum.
Wie immer vor unseren Reisen, haben wir die Unterkunft von zuhause aus bereits gebucht. Dieses Mal befand sich unsere Unterkunft in der kleinen Stadt Grojec, ca. 850 km von Hamburg entfernt. Die Fahrt dauerte ca. 8.30 Stunden und verlief problemlos. Die Strecke war insgeamt gut ausgebaut, so dass wir zügig vorankamen.
Wir haben ein schönes Apppartment gebucht in einen Reiterhof mit dem Namen Pokoje Goscinne A-Prim. Eine Küche stand zur gemeinsamen Nutzung der Gäste zur Verfügung. Da wir aber die einzigen Gäste an diesem Wochenende waren, gehörte sie uns ganz allein.
Am nächsten Morgen starteten wir früh. Wir wollten mit dem zweiten Lager, nämlich dem Lager Auschwitz II-Birkenau beginnen, welcher sich ca. 3 km entfernt vom Hauptlager befand.
Auf diesem ca. 175 ha. großem Lager standen damals etwas mehr als 300 Baracken. Viele davon haben die Jahre nicht überstanden. Lediglich 45 gemauerte und 22 hölzerne Baracken stehen heute noch auf dieser Fläche. Bei den Baracken handelt es sich um ehemalige Pferdestähle, in denen bis zu 400 Personen untergebracht waren. Die meisten hatten keinen Fussboden, sondern standen nur auf festen Boden.
Die Baracken befinden sich in einen sehr guten Zustand. Teilweise stecken noch die Schlüssel in den Türen, so dass man meinen könnte, sie seien erst vor Kurzem benutzt worden.
Als wir die Baracken dann betraten, ergriff uns ein beklemmendes Gefühl. Man sieht rechts und links dreistöckige Kojen, die mit verfaultem Stroh bedeckt waren und worin die Gefangenen schliefen. Es gab Baracken für Männer, Frauen und Kinder. Besonders diese für Kinder verursachten einen Zustand der Übelkeit bei uns. Dort kann man noch das Gekritzel der Kinder an den Wänden sehen und unweigerlich haben wir diese Kinder in ihrer Verzweifelung vor unseren Augen gesehen. Dieses Bild verursachte Ekel und Wut.
Über das Gelände verläuft eine Zugschiene vom Tor bis zum Ende des Lagers. Mitten drauf kann man noch ein original Zugwagon sehen, mit welchem die Menschen in das Lager gekarrt wurden.
Und am Ende der Schiene erkennt man noch die Reste der zwei, von den sich zurückziehenden Soldaten zerbombten, Krematorien und Gaskammern. Auch ist noch die Kleiderablage, wo sich diejenigen entkleiden mussten, die in die Gaskammern geführt wurden, gut erkennbar. Ein irrealer Anblick.
Auf diesem Gelände haben die Nazis die meisten Vernichtungseinrichtungen, wie Krämatorien, Gaskammern, Verbrennungsgruben und Scheiterhaufen in Betrieb gehabt. Für uns völlig unbegreiflich und unfassbar. Wir standen dort, wussten was wir sahen und dennoch konnten wir uns nicht vorstellen, dass es so etwas gegeben hat. Einfach Wahnsinn.
Von dort aus sind wir dann zum Stammlager, Auschwitz I gefahren. Dieser befindet sich in einem Abstand von lediglich 3 km. Dort angekommen, wurden wir sofort vom Lagertor mit dem zynischen Spruch: „Arbeit macht frei“ begrüßt.
Auf diesem Gelände befinden sich mehrere Klinkergebäude, sogenannte Blöcke. Darin fanden sich die SS Verwaltung, die SS-Wache und das Büro des Lagerverwalters, die Wirtschaftsbaracken, der Häflingskrankenbau, das Magazin für Zyklon B sowie für das geraubte Vermögen der Häftlinge, die Komandatur, die Lagerküche und vieles mehr. Die meisten Gebäude haben sich erhalten, einige wurden rekonstruiert.
Auf dem Gelände befindet sich aber auch eine Gaskammer und das Krematorium I sowie die Todeswand. Letzteres befindet sich auf dem Hof zwischen den Blöcken 10 und 11. An der Wand in diesem Hof wurden viele tausende Insassen erschossen und weitere wurden an die sich dort befindenden Holzpahle angebunden und ausgepeitscht. Der Block 11 war komplet isoliert von dem Rest des Lagers. In seinem Untergeschoss befand sich das Lagergefängnis.
Weiterhin kann man auf dem sog. Appellplatz die Rekonstruktion eines tragbaren Galgens sehen. Damit wurden zahlreiche Insassen während des Appells öffentlich gehängt.
Im den Krematorium Nr. 1 wurden im Zeitraum 1940 bis 1943 täglich ca. 350 Leichen verbrannt. Eine unvorstellbare Zahl von Menschen, die zuvor dort in der Gaskammer getötet wurden.
Heute sieht das Gelände friedlich aus. Wenn man dort bei schönem Wetter, wie in unserem Fall, zwischen den Blöcken spaziert, könnte man meinen, man befände sich in einer Hollywood-Kulisse. Nur ist es keine Kulisse. Dieser Ort war der Inbegriff des Grauens für viele Jahre. Im Zeitraum 1949 bis 1945 wurden ca. 1.3 Millionen Menschen hinter diesen Stacheldrahtzäunen ermordert. Eine unfassbare Zahl.
Es gibt in einigen Blocks auch Ausstellungen, die versuchen einem das Geschehene näher zu bringen durch Dokumente, Fotos, Originalgegenstände wie Koffer, Bekleidung, Brillen der Insassen, etc. und vieles mehr. Und dennoch behaupte ich, dass das Geschehene kaum fassbar ist.
Es ist traurig zu erkennen, wozu Menschen fähig sind. Wie groß ist der Hass der Menschen untereinander? Kein Tier ist in der Lage das zu tun, was Menschen sich gegenseitig antun. Und noch schlimmer ist der Gedanke, dass sich das damals Geschehene auch heute jederzeit wiederholen könnte.
Daher ist es unserer Meinung nach unabdingbar, dass solche Gedenkstätten wie Auschwitz, aber auch wie die Gedenkstätte Bergen-Besen in Niedersachen oder Neuengamme in Hamburg weiter existieren und propagiert werden. Jeden Schulklasse sollte zwingend eine Klassenfahrt zu einer dieser Gedenkstätten unternehmen, damit das Geschehene niemals in Vergessenheit gerät. So etwas darf sich nie wieder wiederholen. Es ist eine Schande für die Menschheit und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Das ist der Grund warum ich anfangs gesagt habe, dass diese Reise in die Vergangenheit wichtig war und für jeden wichtig wäre. Sie ändert Perspektiven und plötzlich sieht man auch die Gegenwart mit anderen Augen.
Jahr der Reise: 2014