Der neue Klassenfeind: der Reisende
Da ihr diesen Artikel auf einem Reiseblog lest, werden ihr euch nicht wundern, dass wir das Reisen lieben. Reisen ist unsere Leidenschaft. Wir kommen viel herum und sehen viel Schönes.
Aber beim Reisen erkennen wir auch die Veränderungen auf unserem Planeten, insbesondere die bedingt durch den Menschen. Am auffälligsten sind die Umweltverschmutzungen und die Folgen des Klimawandels. Insbesondere Letzteres ist ein ernstes Problem, welches wir dringend lösen müssen. Allerdings bezweifle ich sehr, dass die gegenwertig in der Gesellschaft mehr oder weniger ernsthaft diskutierten Lösungsvorschläge geeignet und angemessen sind, das Problem zu lösen.
Es herrscht derzeit, so scheint es zumindest, eine Kultur des Verbots. Im Namen des Klimaschutzes soll alles verboten werden, was in irgendeiner Art und Weise zu dessen Zerstörung beitragen könnte. Dazu gehört u.a. die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen, der Bau von Einfamilienhäusern und natürlich das Reisen, wobei keine es Rolle spielt, wie man reist.
Verboten werden sollen Kreuzfahrten, Flüge und selbstverständlich das Auto, zumindest solche mit einem Verbrennungsmotor. Problematisch bei diesen Rufen nach Verboten ist die Tatsache, dass keine gleichwertigen Alternativen angeboten werden. Es soll an dieser Stelle keine Diskussion über Atomkraft oder Elektroautos geführt werden. Vielmehr wollen wir uns die Konsequenzen eines Verbots des Reisens näher anschauen.
Ich werde häufig etwas ketzerisch gefragt: „Muss es denn immer die Karibik sein? Dann kann ich nicht anders als etwas überspitzt zu antworten: „Nicht immer, aber immer öfter“. Um diese Antwort zu verstehen, sollten wir erst einmal klären, was man vom Reisen hat. Warum reisen Menschen? Was bewirkt das Reisen in unserem Leben?
Da ist zunächst einmal selbstverständlich der Erholungsfaktor einer Urlaubsreise. Man fliegt oder fährt gen Süden zum Meer oder in die Berge und lässt die Seele baumeln. Man lässt den Alltag hinter sich und lädt die Batterie wieder auf.
Kann man den das nicht auch in seiner näheren Umgebung machen? Das kommt zunächst darauf an, wo man wohnt. Und nein, nicht alle können das Zuhause machen. Manche wünschen sich die Wärme und das Meer, andere wünschen sich schneebedeckte Berggipfel. Nicht alle haben diese Naturwunder in ihrer Umgebung. Es soll ja auch nicht behauptet werden, dass alle immer verreisen müssen.
Aber warum soll im Umkehrschluss, es niemanden mehr möglich sein, diese Wünsche auszuleben? Denn dass hätten die Verbote zur Folge.
Das Reisen bewirkt aber noch viel mehr. Reisen bildet. Man lernt auf Reisen neue Menschen und neue Kulturen kennen. Man erfährt mehr über die Lebensweisen von Menschen in anderen Ländern und man kann die Vor- und Nachteile dieser Lebensweisen, mit denen der eigenen Lebensweise vergleichen. Dadurch werden auch viele eigene Probleme relativiert und in ein neues Licht gerückt.
Das Reisen lehrt einen über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Das Verlassen der eigenen Komfortzone lehrt einen, Empathie für Fremde in der Heimat zu entwickeln, denn man erlebt an der eigenen Haut wie es ist, ein Fremder zu sein. Was man kennt und versteht, fürchtet man nicht.
Betrachtet man die obigen Argumente, macht es sehr wohl etwas aus, ob ich Urlaub in Deutschland mache oder in fremde Länder reise. Wobei hier nicht gesagt werden soll, dass Urlaub in der eigenen Heimat etwas Schlechtes ist. Das ist es sicherlich nicht. Aber wir sprechen über einem Verbot von Fernreisen. Und das wäre definitiv etwas Schlechtes.
Nicht zu vergessen sind auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus. Reisende bringen Geld in ärmere Länder. Es wird die lokale Wirtschaft gefördert und es werden Arbeitsplätze geschaffen. So bringen z.B. Kreuzfahrschiffe Touristen in die entlegensten Gegenden, die sie ohne diese Reisemöglichkeit niemals bereisen würden.
Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass Massentourismus auch erhebliche Nachteile hat. Aber ich zweifle doch sehr, dass ein Verbot die angemessene Lösung wäre. Vielmehr sollte man über effizientes Tourismusmanagement diskutieren. Man sollte Anreize für neue umweltfreundliche Technologien schaffen, z.B. im Bereich der Kreuz- und Luftfahrt. Es sollten gemeinsam mit den Zielländern Nachhaltigkeitskonzepte im Bereich des Tourismus entwickelt und umgesetzt werden.
Tourismus unterstützt auch den Natur- und Tierschutz. Das zeigen Beispiele aus Afrika ganz deutlich. Das Schicksal zahlreicher Nationalparks und Wildreservate sind eng mit dem Tourismus verbunden. Ohne den Besuch der gutbetuchten Reisenden fehlt das Geld zur Aufrechterhaltung dieser Reservate. Mitarbeiter müssen entlassen werden, da die Gehälter nicht mehr gezahlt werden können und auch das Futter für die Tiere wird zum Problem mangels der dazu erforderlichen Finanzmittel.
Die Corona Krise hat verdeutlicht, wie das Schicksal von hunderttausenden von Menschen von Reisenden abhängig ist. Viele Städte, die vor der Corona-Pandemie Touristenmagnete waren, wurden auf einmal zu Geisterstädten, z.B. Venedig. Auf zahlreichen Touristeninseln, auch in Europa, wurden die Hotels, Restaurants und Bars geschlossen und Menschen in die Arbeitslosigkeit geschickt. Die Armut ist rasant angestiegen und kann erst langsam wieder in den Griff bekommen werden.
Bei einem dauerhaften Fehlen von Touristen, wäre es schwierig eine Lösung für Situation zu finden. Natürlich war das Fehlen der Reisenden nicht unbedingt schlecht für die Umwelt. Aber das Wohl des Menschen kann nicht unter dem Wohl der Natur gestellt werden. Vielmehr muss ein angemessener Ausgleich gefunden werden.
Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass das Reisen sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft von enormer Bedeutung ist. Ein Verbot von Fernreisen oder Kreuzfahrten würde mehr Nach- als Vorteile mit sich bringen.
Die Menschen brauchen die Freiheit zu reisen und die Welt zu erkunden. Mit Verboten kann man Menschen nicht dazu bewegen, das richtige zu tun. Vielmehr muss man sie überzeugen. Sie müssen selbst erkennen, ob ihr Verhalten richtig oder falsch ist.
Reisenden dürfen daher nicht als Klassenfeinde angesehen werden. Vielmehr sind sie ein Teil der Lösung, denn man sollte nicht vergessen: wer auf Reisen die Schönheit dieses blauen Planeten erlebt, wird alles daransetzten, diese Schönheit zu bewahren.
Diese Inspiration und Motivation sollten wir nutzen, um Lösungen für die Probleme, die der Massentourismus unbestritten mit sich bringt, zu finden. Dabei ist jeder einzelne gefragt. Jeder der unterwegs ist hinterlässt Spuren. Diese sollten mit Bedacht hinterlassen werden, damit sich auch zukünftige Generationen an der Schönheit unserer Erde erfreuen können.
September 14, 2023 @ 9:26 pm
Hallo, sehe ich genau so. Ich bin der Meinung: Umweltschutz ist den Wachstum an laufen zu halten.
Ein kleines Beispiel: ein Gesetz könnte sehr viel zu positiven Verändern. Technische Produkte müssen eine
z.B. 15 Jahre Lebensdauer haben und Reparaturen können ohne Probleme durch geführt werden.
Dadurch würden sehr viele Arbeitskräfte für Umweltschutz zu Verfügung stehen u.a. reinigen unserer Meere. Jens.