Die Monsterwellen von Nazaré
Die Wellen der Ozeane haben schon immer die Menschen begeistert. Ihre Macht und die von ihnen verursachten tosenden Geräusche fesseln uns bis heute.
Es gibt viele Orte auf der Welt, wo man wunderschöne Wellen beobachten kann und dennoch, wenn wir von mächtigen oder gar Riesenwellen sprechen, dann gibt es nur einen Ort, an den unsere Gedanken sofort fliegen: Nazaré.
Diese kleine Ortschaft in Portugal, welche nur ca. 120 km von der Hauptstadt Lissabon entfernt ist, ist weltweit bekannt und berühmt für die riesigen Welle.
Treffen mehrere Voraussetzungen zusammen können in den Wintermonaten hier Riesenwellen entstehen, die weltweit ihres Gleichen suchen. Wir sprechen hier von Wellen von teilweise über 20 Meter. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass einige Wagemutigen jedes Jahr hierher reisen, um diese Wellen zu reiten.
Es gibt aber weltweit nur ca. 30 Menschen, die dazu in der Lage sind. Und auch für diese, ist dieses Abenteuer lebensgefährlich. Seit 2011 gibt es die Big Challenge, das weltberühmte Surfwettbewerb in Nazaré.
Die sogenannte Monsterwellensaison beginnt im November und dauert bis Februar an. Dieses gewaltige Naturschauspiel stand schon lange auf unserer Liste und dieses Jahr sollte unser Traum in Erfüllung gehen.
Wir flogen am 25. Dezember nach Lissabon, nahmen unseren Mietwagen am Flughafen und fuhren unverzüglich nach Nazaré. Nach einer relativ kurzen und unspektakulären Fahrt kamen wir in Nazaré an. Wir fuhren durch den Ort zum Leuchtturm von Nazaré und stellten den Wagen auf einer unbefestigten Straße einige hundert Meter entfernt vor ihm ab.
Schon beim Öffnen der Fahrzeugtüren hörten wir das Donnern der Wellen. Es hörte sich an, als ob mehrere Güterzüge auf uns zurasen würden. Einfach unglaublich. Und dann erblickten wir den Atlantischen Ozean. Links von uns thronte der Leuchtturm auf einem mächtigen Felsen, an dem unten die Wellen lautstark brachen und den weitläufigen Sandstrand mit Schaum überdeckten.
Sie kamen in regelmäßigen Abstand herein und brachen mal früher, mal später mit einem tosenden Geräusch. Sie waren groß und mächtig, wenn auch nicht so groß, wie erhofft. Aber auch wenn sie nicht 20 oder mehr Meter hoch waren, so sah man dennoch ihre unglaubliche Kraft.
Es war Respekt, ja schon fast Angst einflößend. Und ehrlich gesagt ist es uns auch nicht schwer gefallen zu verstehen, warum dort immer wieder Menschen sterben, und zwar nicht nur einfache Schwimmer, sondern auch Surfprofis. Der Mensch hat dieser erdrückenden Macht einfach nichts entgegenzuhalten. Für kein Geld der Welt, wären wir an dieser Stelle ins Meer gegangen.
Dass die Wellen hier in Nazaré so hoch werden können, liegt an einem Unterwasser Canyon der an dieser Stelle auf die Küste trifft. Da die Tiefe zum Strand hin abnimmt und das Wasser keinen Platz zum Ausweichen hat, steigt es nach oben. Auch bewegen sich die Wellen über den Canyon schneller als über den flacheren Festlandsockel. Wenn dann noch die Windgeschwindigkeit und -richtung stimmt, türmen sich die Wassermassen zu den berühmt berüchtigten bis zu 30 Meter hohen Monsterwellen von Nazaré auf.
Bei unserem Besuch waren wohl nicht alle Bedingungen erfüllt, aber dennoch waren die Wellen mächtig und faszinierend.
Wir spazierten bis zum Leuchtturm, die Augen immer in Richtung des Strandes. Die Wellen donnerten in regelmäßigen kurzen Abständen auf die Felsen, wie aus Kanonenrohren abgefeuert. Wir konnten nur ehrfürchtige Bewunderung und Faszination empfinden.
Nach einer Weile sind wir einem schmalen Pfand gefolgt, der uns nach unten zum Strand geführt hat. Dort waren wir auf Augenhöhe mit den Wellen und sie wirkten noch einschüchternder. Und plötzlich waren sie auch größer und höher als von oben geschätzt.
Wir verbrachten noch eine lange Zeit auf dem fast menschenleeren Strand, bevor wir dann die Rückfahrt antraten. Uns war klar, dass wir wiederkommen mussten, um auch die Monsterwellen zu sehen. Aber auch ohne dieses Privileg gehabt zu haben, war der Besuch an diesem Strand von Nazaré ein unvergessliches Erlebnis.
Dieser schäumende Anblick und das tosende Geräusch der unglaublich mächtigen Wellen, haben sich unwiderruflich in unserem Gedächtnis eingebrannt, ja eingehämmert. Naturgewalten in Aktion. Besser geht nicht.