Eisenach: ihre berühmten Stadtkinder und die Wartburg
Eisenach: ein Schmelztiegel für Religion, Kunst und Natur
Was macht eigentlich den Menschen aus? Was unterscheidet ihn vom Tier? Für diese philosophische Frage gibt es unserer Meinung nach nur eine Antwort: das Interesse bzw. Liebe zur Religion und Kunst. Und von beiden hat die Stadt Eisenach in Thüringen reichlich zu bieten. Sie darf sich mit zwei der wohl berühmtesten Bürger rühmen, nämlich Luther und Johann Sebastian Bach. Und als ob das noch nicht genug wäre, ist diese Stadt auch von einer traumhaften Natur, durchzogen von den wohl schönsten Wanderwegen der Republik, umgeben.
Wir wollten diese unerwartet faszinierende und inspirierende Stadt kennenlernen und haben uns dafür ein Wochenende dort eingenistet.
In der Nähe von Eisenach haben wir eine wunderschöne kleine Ferienwohnung mit einem traumhaften Blick gemietet in der wir uns nach der Anreise am Freitag für zwei Tage eingerichtet haben. Wir wollten alles sehen, was die Stadt zu bieten hat, beginnend mit der Natur.
Rundwanderung: Drachenschlucht – Hohe Sonne – Landgrafenschlucht
Am Samstagmorgen war es dann so weit. Die Sonne schien, es war schön warm und es drängte uns förmlich nach draußen. Wir fuhren zum Mariental in Eisenach, stellten den Wagen auf einem Parkplatz zu einem Tagespreis von 5,00 Euro ab und starteten von dort aus unsere Rundwanderung.
Es sollte durch die Drachenschlucht zur Hohen Sonne gehen und von dort aus über den Landgrafenschlucht wieder zum Parkplatz. Gesamtlänge: ca. 11 km. Nach nur kurzer Zeit kamen wir zur Drachenschlucht.
Der Legende nach lebte dort vor langer Zeit ein Drache, der in einem Kampf vom Heiligen Georg besiegt und getötet wurde. Auch wenn das nicht beweisbar ist, gehen wir davon aus, dass das stimmt, denn wir haben leider keinen Drachen angetroffen. Was wir allerdings gesehen haben, war eines der bedeutendsten und schönsten Geotope Thüringens.
Dieses Naturschutzdenkmal ist ca. 2,6 km lang und überwindet einen Höhenunterschied von 200 Metern. Sein Höhepunkt ist zweifelsfrei ein 198 Meter langer Kamm, dessen engste Stelle etwa 68 cm breit ist.
Wenn man sich dort zwischen den riesigen von Moos bedeckten Felsbrocken windet, das fließende Wasser unter den Füßen und von oben von den Sonnenstrahlen durch die Blätterdecke beschienen wird, hat man tatsächlich das Gefühl in einer Welt vor unserer Zeit zu sein.
Die Farbenpracht, die Geräuschkulisse und die Vielfalt an natürlichen Gerüchen berauschen die Sinne des Wanderers und es macht einfach nur Spaß.
Aussichtspunkt Mariental
Wir gingen fröhlich weiter und kamen bald zum Zwischenziel der Wanderung, zur Hohen Sonne. Von dort aus ging es weiter in Richtung Landgrafenschlucht. Jedoch kamen wir unmittelbar nach dem Start von der Hohen Sonnen zum Aussichtspunkt Mariental. Ein Muss für jeden Wanderer.
Von dort aus hat man einen unbeschreiblichen Blick auf die Stolze Wartburg, die über die Stadt Eisenach residiert. Eine weltbekannte Burg, voller Geschichte. Eine Burg in der die Welt der Christenheit verändert wurde. Aber dazu später.

Jedenfalls haben wir dort eine Verschnaufpause und zig Fotos gemacht. Es geht nicht anders.
Landgrafenschlucht
Und weiter ging es. Bald kamen wir zur Landgrafenschlucht. Diese ist zwar nicht ganz so spektakulär wie die Drachenschlucht, muss sich aber in Sachen Schönheit und Faszination nicht hinter der Drachenschlucht verstecken.
Auch hier säumen riesige von Wasser geformten Felsbrocken den Weg und man muss etliche Treppen und Holzbrücken überwinden, will man ans Ziel gelangen.
Nach ca. drei Stunden sind wir dann wieder beim Parkplatz angekommen. Wohl eine der schönsten Wanderungen, die wir seit langem gemacht haben.
Die Wartburg
Der Tag war aber zu schön, um nach Hause zu gehen. Also wollten wir den zweiten Höhepunkt der Reise angehen: die Wartburg. Aber wie sollten wir sie angehen.
Es gibt viele Möglichkeiten zur Wartburg zu gelangen, mit dem Auto und von verschiedenen Stellen aus der Stadt zu Fuß. Da wir aber diesen Tag als Wandertag deklariert haben, war es klar, dass wir zu Fuß gehen würden. Und da wir ja schon im Mariental geparkt hatten, wollten wir von dort aus starten.
Wanderung zur Wartburg
Geht man vom Parkplatz in Richtung Drachenschlucht kommt man nach einigem Metern zu einer Abzweigung. Dort geht man rechts, überquert die Wartburgallee und es folgt ein etwas steilerer Anstieg Richtung Wartburg. Ein absolut faszinierender Wanderweg durch einen wunderschönen Wald. Die weit auseinanderstehenden Bäume, deren Blätterkronen dennoch eine geschlossene Decke bilden und dadurch das Sonnenlicht durch eine grüne Linse filtern, kreieren ein unglaubliches Licht. Es ist als würde man die Welt durch eine durch eine grüne Scheibe betrachten. Kann man nicht beschreiben; muss man gesehen haben. Einfach faszinierend.
Wir stiegen immer weiter auf, waren alleine und genossen jeden Meter der ca. 1 km langen Strecke. Und plötzlich erschien die stolze Burg. Im Sonnenlicht getüncht strahlte sie förmlich in die Umgebung.
Wir kamen zum Burgtor und gingen hinein.
Und nun waren wir dort, wo sich einst Martin Luther vor seinen Verfolgern ca. 10 Monate lang versteckte. 10 Monate die die Welt veränderten. In dieser Zeit übersetzte Luther das Neue Testament ins Deutsche, so dass ab dann jeder Mensch die Bibel selbst lesen konnte und nicht mehr auf die Priester angewiesen war.
Die Wartburg steht für die christliche Emanzipation der einfachen Leute. Darüber hinaus schrieb er dort 15 Bücher und zahlreiche Briefe an Freunde und Kollegen.
Entscheidet man sich das Innere der Burg zu besichtigen, was man gegen einen Eintrittspreis tun kann, erhält man einen Audioführer über eine App, der dann alle Einzelheiten erklärt. Dort kann man viele Einrichtungsgegenstände und Gebrauchsobjekte, die das damalige Alltagsleben veranschaulichen und für den Besucher greifbar machen.
Von besonderem Interesse war für uns aber die die Schreibstube von Martin Luther. Ein einfacher heller Raum, ausgestattet mit einfachen Holzmöbeln. Aber ein Raum der göttlichen Inspiration. Insgesamt ist die Burg ein Ort, der die Welt bis heute inspiriert und begeistert.
Über die religiös-geschichtlichen Aspekte hinaus, hat uns auch die traumhafte Umgebung der Burg fasziniert. Insbesondere oben vom Südturm aus kann man seine Blicke in einem tiefen Ozean von grünen Wäldern eintauchen lassen. Wahrlich ein göttlicher Anblick.
Diese Burg ist jeder Mühe wert. Jeder sollte die Wartburg besuchen und sich inspirieren lassen.
Lutherhaus
Martin Luther verbindet aber mehr mit Eisenach als nur die Wartburg. In dieser Stadt befindet sich auch das Lutherhaus, also das Haus, in dem der junge Luther in seiner Schulzeit von 1498 bis 1501 wohnte. Das wunderschöne alte Fachwerkhaus beherbergt heute ein Luther Museum, in welchem man mehr über das Leben und die Arbeit Luthers erfahren kann und dessen Krönung die preisgekrönte Dauerausstellung „Luther und die Bibel“ ist. An dem Lutherhaus ist auch die Luther Werkstatt angebunden. Ein Ort, an dem viele abwechslungsreiche pädagogische Programme angeboten werden, wie z.B. Buchdruck, Schreiben wir zu Luthers Zeiten, etc.
Somit ermöglicht ein Besuch in Eisenach sich einen sehr guten Überblick über den Menschen Martin Luther und sein Wirken zu verschaffen. Der gottesfürchtige Mann hat zweifelsfrei diese Stadt geprägt. Oder hat diese Stadt ihn geprägt? Egal. Die Verbindung ist jedenfalls nicht wegzudiskutieren.
Bachhaus
Eisenach kann sich jedoch noch mit einer weiteren hervorragenden Persönlichkeit rühmen, nämlich mit Johann Sebastian Bach.
Dieser unglaublich begabte Künstler wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Sein Geburtshaus beherbergt heute eines der schönsten und größten Musikermuseen in Deutschland.
Darin kann man alles über das Wirken dieses genialen Musikers erfahren. Seine Inspiration, seine Arbeitsweise und seine Werke. Nicht zuletzt kann man sich an den Klängen der Originalinstrumente aus seiner Zeit erfreuen. Ein wahres Erlebnis. Es gibt viel Neues zu entdecken. Uns hat z.B. die Tatsache überrascht, dass Martin Luther einer der Inspirationsquellen von Bach war. Der mystisch-religiöse Mensch Johann Sebastian Bach hat zahlreiche Texte von Luther in seinen Werken verwendet und sie zu neuem Ruhm verholfen.
Nach dem Besuch kann man dann eine Zeitlang in denkmalgeschützten Garten verweilen und anschließend den Tag mit einem köstlichen Kuchen und einem Kaffee in der Cafeteria des Bachhauses ausklingen lassen. Besser geht es nicht.
Eisenach hat uns angenehm überrascht, fasziniert und inspiriert. Wir haben eine hübsche Stadt mit toller Architektur und einer noch tolleren Natur sowie freundliche Menschen erlebt.
Die Eindrücke auf der Wartburg sowie im Luther- und Bachhaus haben uns religiös-kulturell inspiriert und motiviert. Eine Reise, die einen unglaublichen Eindruck bei uns hinterlassen hat. Einen Eindruck, den wir kaum in Worte fassen können, den wir aber jedem gerne mitgeben würden. Daher können wir nur empfehlen, eine Reise nach Eisenach zu unternehmen und sich selbst auf diese Faszination einzulassen. Ihr werdet es nicht bereuen.
