Ghana
Ghana – das freundliche Afrika
Unsere erste Subsahara-Afrika Reise sollte uns nach Ghana führen. Das westafrikanische Land liegt am Golf von Guinea und hat eine Fläche von 238.537 km2 auf der 28,83 Millionen (in 2017) Menschen wohnen.
Das tropische Land ist geografisch unterteilt in Küsteneben, Regenwalt und Savanne. Man kennt dort keine Jahreszeiten, sondern nur Regen- und Trockenzeit und die Tage und Nächte sind beinahe gleich lang.
Durchquert man das Land vom Süden nach Norden, so gelangt man vom feuchten Süden mit immergrünen Regenwaldgebieten zum trockenen mit Baum- und Grassavannen bewachsenen Norden.Die Durchschnittstemperatur liegt zwischen 24 und 32 Grad. In der Regenzeit von April bis Oktober ist es sehr schwül und es kommt fast täglich zu schweren Regenfällen.
Beabsichtigt man das Land zu besuchen, so muss diese Reise gut geplant werden. Da wir dort Freunde besuchen wollten, um an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, mussten wir uns nicht mit der Frage nach den passenden Unterkünften beschäftigen. Vielmehr konzentrierten wir uns auf das Visum und die notwendigen Impfungen. Das Projekt werden wir in einem gesonderten Artikel vorstellen.
Das Projekt Bufawaa Medical Center
Das Visum
Deutsche Staatsbürger benötigen ein Touristenvisum für die Einreise nach Ghana. Dieses erhält man bei der Botschaft der Republik Ghana in Berlin. Der Antrag wird zusammen mit dem Paß postalisch eingereicht und nach ca. 3 Wochen erhält man das Visum. Die Kosten belaufen sich auf 169,- Euro pro Person.
Die Impfung
Außer dem Visum ist auch die Gelbfieber-Impfung gesetzlich vorgeschrieben und wird bei der Einreise am Flughafen kontrolliert. Um eine ordentliche Beratung zu bekommen, haben wir uns ins hamburgische Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin begeben. Zuvor haben wir jedoch online auf der Internetseite des Instituts einen Termin vereinbart. Bei dem Termin wurden wir ausführlich beraten und haben folgende Impfungen erhalten: Tetanus, Diphterie, Polio und Hepatitis A. Diese Impfungen sind nicht verpflichtend, jedoch empfehlenswert. Darüber hinaus wurden uns Malariaprophylaxe verschrieben. Mit der Einnahme der Tabletten beginnt man wenige Tage vor dem Reiseantritt und stellt sie ca. 1 Woche nach dem Ende der Reise ein.
Die Kosten der Impfungen beliefen sich auf ca. 150,- Euro pro Person, die jedoch von unserer Krankenkasse übernommen wurden.
Anreise
Nachdem wir geimpft und im Besitz unseres Visums waren, konnte es losgehen. Wir sind mit Türkisch Airways über Istanbul nach Accra, der Hauptstadt von Ghana, geflogen. Der Flug mit Türkisch Airlines war wie immer sehr angenehm mit gutem Essen und viel Beinfreiheit.
Der erste Höhepunkt der Reise sollte schon auf dem Hinflug folgten: nämlich das Überfliegen der Wüste Sahara. Der Anblick war faszinierend und atemberaubend. Mehrere Stunden überquert man die größte Wüste der Welt und die Ansichten sind unglaublich vielfältig. Mal glaubt man über Flüsse und Seen zu fliegen, mal über Dünen und Berge. Dir Bodenbeschaffenheit der Wüste im Zusammenspiel mit dem Licht kreiert diese unglaublichen Erscheinungen, die für uns unvergesslich geblieben sind.
Ankunft Accra
In Accra angekommen wurden wir zunächst einmal von Zollbeamten empfangen, die mit Schutzmasken und Fieberthermometer ausgestattet bei allen ankommenden Passagiere Fieber gemessen haben. Dieses ungewöhnliche Willkommen hatten wir der Ebola-Epidemie in den Nachbarländern Liberia, Guinea und Sierra Leone zu verdanken, der bis zum Jahr 2016 insgesamt 11.300 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Zum Zeitpunkt unserer Reise befand sich die Epidemie auf ihrem Höhepunkt und ehrlich gesagt, haben wir vor Antritt der Reise auch darüber nachgedacht, sie abzusagen. Da aber der Grund unserer Reise wichtig war, haben wir uns dennoch entschlossen sie trotz des gewissen Risikos anzutreten. Eine Entscheidung die wir zu keinem Zeitpunkt bereut haben. Während des gesamten Aufenthaltes war jedoch das Reisedesinfektionsgel unser bester Freund und ständiger Begleiter.
Anschließend haben wir zügig und problemlos die Zoll- und Einreiseformalitäten erledigt und begaben uns zum Ausgang, wo unser Freund uns in Empfang nehmen sollte. Das hat er auch getan, jedoch bleibt die Frage, wie er uns entdeckt hat, für uns ein Geheimnis. Als die Türen der Ankunftshalle sich öffneten schlug uns eine unglaubliche Hitze und eine Staubwolke entgegen und wir standen vor gefühlt Tausend Menschen, sie sich alle lauthals bemerkbar machen wollten, sei es weil sie auf ihre Lieben warteten oder weil sie sich uns als Taxifahrer anboten. Jedenfalls war es schon eine beklemmende Situation und wir sahen uns hilflos an, klammerten uns an unser Gepäck und hofften von unserem Freund entdeckt zu werden. Zu unserer großen Verwunderung stand er plötzlich vor uns und wir konnten den Flughafen verlassen. Bei alledem möchte ich aber noch anmerken, dass wir sehr spät am Abend angekommen sind und dennoch war der Flughafen und die Stadt unglaublich voll. Laut Aussage unseres Freundes ist das der normale täglich Wahnsinn in Accra.
Gemeinsam sind wir dann zum ZOB in Accra gefahren, wo wir auf einen Reisebus nach Kumasi umgestiegen sind. Die Busse verfügen über Klimaanlagen und breiten Ledersitzen mit großzügiger Beinfreiheit, so dass die Strecke von ca. 106 km bis nach Kumasi relativ entspannt zurückgelegt werden konnte. Nur das Schnarchen einiger Mitreisender und das Fehlen der Toiletten im Bus, trübten die Fahrt. Es gab lediglich „Pinkelpausen“ hinter dem Bus oder im Busch. Nicht jedermanns Sache.
Kumasi
Kumasi ist die Hauptstadt der Region Ashanti und mit ca. 2,9 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes. Nach Accra ist Kumasi die wichtigste Stadt in Ghana und eine typische afrikanische Großstadt.
Die Architektur der Stadt ist unglaublich vielfältig und international geprägt. An vielen Häusern erkennt man europäische, asiatische oder amerikanische Einflüsse. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass dies daher rühre, dass die Bewohner ihr Geld im Ausland in den jeweiligen Regionen verdient und bei der Rückkehr und Bau ihrer Wohnhäuser an der dortigen Architektur orientiert hätten. Jedenfalls haben wir große und wunderschöne Häuser bewundern können, zumindest in den wohlhabenen Vororten der Stadt.
In den restlichen Teilen der Stadt sowie außerhalb der Stadt sieht es ganz anders aus. Dort prägt viel Armut, Müll und Schrott das Straßenbild.
Was als erstes auffällt wenn man durch die Stadt schlendert, ist die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen. Meine Frau und ich waren nicht selten die einzigen Weißen weit und breit und beim Vorbeigehen wurden uns immer wieder mit einem freundlichen Lächeln „Welcome in Ghana“ zugerufen. Ein sehr schönes Gefühl. Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns unsicher gefühlt. Weder wurden wir „angebettelt“ noch irgendwie schief angeschaut. Ganz im Gegenteil, alle begrüßten uns freundlich und wir hatten tatsächlich das Gefühl willkommen zu sein.
Trotz der Armut scheinen die Menschen glücklich zu sein. Sie achten auf ihr Aussehen und kleiden sich elegant. Es wird viel gelacht und die Menschen strahlen eine positive Energie aus. Offenbar hängt ihr Glück und ihre Lebenslust nicht von ihrem Besitz ab, sondern von ihrer Einstellung zum Leben und die ist mehr als positiv. Dies sehen und erleben zu können, motiviert auch uns immer wieder unser Einstellung zu unserem Leben neu zu bewerten.
Für uns als Europäer war es weiterhin sehr ungewohnt, dass das Leben auf der Straße stattfindet. Sämtliche Läden haben ihre Produkte auf dem Bürgersteig oder auf der Straße vor dem Laden aufgestellt bzw. aufgereiht.
Menschen, überwiegend Frauen, tragen unglaubliche Mengen von Waren auf dem Kopf auf den Straßen, schlingern sich zwischen den Autos und versuchen ihre Produkte an die Fahrer und Insassen zu verkaufen. Man konnte alles auf der Straße finden, angefangen von Lebensmittel über Bekleidung bis hin zu Möbeln, Haushaltsgegenständen und Baumaterialien. Es gab auch ein paar Läden, wie wir sie hier in Europa kennen, aber recht wenige.
Fortbewegt haben wir uns in der Stadt hauptsächlich mit dem Taxi. Es ist günstig und auch hier wurde zu keinem Zeitpunkt versucht uns Touristen über´n Tisch zu ziehen. Allerdings mussten wir erst einmal lernen, wie das funktioniert. Beim ersten Mal sind wir beide hinten in einem Taxi eingestiegen, haben dann das Ziel angesagt und warteten auf das Losfahren. Es passierte jedoch nichts. Das Taxi wartete weiter. Als wir etwas iritiert nachgefragt haben, warum er denn nicht losfahre, sagte der Fahrer uns, der vordere Sitz sein noch leer. Erst wenn dieses ebenfalls besetzt werde, könne er losfahren. Wir könnten aber auch das Taxi für uns alleine haben, müssten dann aber den Gesamtpreis zahlen. Was wir dann auch taten. Es gibt also einen Festpreis für ein Taxi und dieses wird entweder durch 4 Gäste geteilt oder man zahlt alles selber und fährt alleine.
Kumasi ist eine lebendige Großstadt. Überall sind die Straßen voll mit Menschen und Autos und das Leben pulsiert. Doch der Markt den wir noch sehen und erleben durften, hat uns den Atem verschlagen. Es war „Kejetia“, der größte Markt Westafrikas. Einfach unglaublich. Soweit das Auge reicht sieht man Menschen, die ihre Produkte auf der Straße ausbreiten und verkaufen.
Es heisst es gäbe nichts, was man auf diesem Markt nicht kaufen könnte. So konnten wir denn dort auch traditionelle Kunstgegenstände, wie Masken, Holzfigur und vieles mehr bewundern und erwerben. Man sagte uns, dass in den Hauptzeiten bis zu 45.000 Händler an ca. 15.000 Marktständen ihre Waren auf diesem Markt anbieten würden.
Die Marktfläche beträgt ca. 12 Hektar. Es ist ein irrealer Anblick. Versucht man sich hier durchzuschlagen, wird einem schwindelig. Die Gassen sind so eng, dass Körperkontakt mit anderen Besuchern vorprogrammiert ist. Man hat auch nicht das Gefühl sich auf klaren Wegen zu bewegen, sondern vielmehr in einem Labyrinth. Man sollte seine Begleiter gut festhalten, damit man sich nicht plötzlich alleine wiederfindet. Ein spekatkulärer Ort, aber sicherlich kein Ort für jedermann.
Sucht man Ruhe, kann man eines der gefühlt Tausenden von Kirchen in Kumasi aufsuchen. Ein jeder Ecke steht eine. Man findet schöne große Kathedralen, aber auch Bretterbuden mit Plastikstühlen, die als Gotteshäuser genutz werden.
In einem Teil der Stadt sind auch Moscheen sichtbar.
Die Ghanaer sind sehr gläubig und machen auch keinen Hehl daraus. Auf jedem Bus oder Taxi kann man Glaubensbekenntnisse lesen. Was jedoch etwas verwunderlich ist, ist die Tatsache, dass Gottesdienste auch nachts abgehalten werden. Vor allem in den Wohngebieten war das lange Zeit ein Problem. So wurden wir mehrmals gegen 2.00 Uhr nachts von lauter Musik und grölen geweckt. Die „Gotteshäuser“ stellen dann einfach ihre Lautsprecher auf die Straße und die Musik und Botschaft werden lautstark in die Mikrofone gebrüllt. In diesem Zusammenhang von einem „bösen Erwachen“ zu sprechen ist vielleicht etwas unpassend, schön war es aber trotzdem nicht. Diese Praktiken haben zu vielen Beschwerden der Bewohner geführt, was dazu geführt hat, dass nächtliche Gottesdienste per Gesetz verboten wurden. Dennoch hört man auch heute noch einzelne.
Regionale Küche
Eines der spannendsten Themen bei jeder unserer Reise ist die regionale Küche. Es macht uns großen Spaß zu entdecken, was die nationale Küche zu bieten hat, wenn es auch nicht immer unseren Geschmack trifft. Erwartungsgemäß überzeugte Ghana durch die Vielfalt der tropischen Früchte. Wir durften jeden morgen frisch aus dem Garten gepflügte Orangen essen. Die Ananasfrüchte waren so süß, als hättte man sie in Zucker getüncht. Und auch sonst konnten wir eine Vielzahl verschiedener Früchte genießen. Einfach himmlisch.
Als Hauptspeise wird in Ghana viel Fleisch und Fisch gegessen. Als Beilagen bietet die afrikanische Küche ein Gericht, das wir dort zum ersten Mal schmecken durften und zwar Fufu. Das ist ein fester Brei aus Maniok oder Yams. Die Yamwurzel und Kochbananen sind ebenfalls fester Bestandteil der lokalen Küche und werden bei zahlreichen Gerichten verwendet, ähnlich wie bei uns die Kartoffel. Alle diese Beilagen waren, zumindest für uns, gewöhnungsbedürftig. Jedoch in der richtigen Zusammensetzung stellten sie eine interessante kulinarische Erfahrung dar. Was für uns ebenfalls gewohnungsbedürftig war, war die Tatsache, dass beim Essen die Verwendung von Besteckt eher die Ausnahme war. Üblicherweise wird alles mit der Hand gegessen und zwar unbhänvgig davon was und wo man ist. Ob zuhause, im Restaurant oder unterwegs mit dem Reisebus oder mit dem Fahrrad spielt keine Rolle: die Hand ist immer dabei.
Kakao und Schokolade
Der kulinarische Höhepunkt der Reise war jedoch ganz eindeutig die ghanaische Schokolade. Ghana ist mit ca. 900.000 Tonnen weltweit zweitgrößter Produzent von Kakao nach der Elfenbeinküste. Leider wird, wie so oft in Entwicklungsländern, der Kakao als Rohstoff ins Ausland exportiert, wo er zur Schokolade verarbeitet und weiterverkauft wird. Dadurch entgehen dem Land erhebliche Einnahmen und die Bevölkerung hat von dem Kakaoreichtum des Landes nicht wirklich viel. Die Verarbeitung des Kakaos und Erstellung des Endproduktes in Ghana könnte einen erheblichen Wirtschaftswachstum begründen. Das versucht die Regierung nun zu erreichen und ermutigt Start Ups in diesem Bereich aktiv zu werden und die ghanaische Schokolade zu einem Luxusgut zu machen. Die wenigen Firmen die es in diesem Bereich schon tätig sind, haben das schon geschafft. Die Qualität der ghanaischen Schokolade ist unglaublich. Ein süsser Traum für jeden Scholodaneliebhaber.
Außer Schokolade können aus Kakao zahlreiche weitere Produkte hergestellt werden, insbesondere kosmetische Produkte. Einige wenige Produkte aus lokaler Produktion kann man vor Ort finden, die meisten Produkte werden jedoch im Ausland produziert und reimportiert. Die denkbar schlechteste Variante für Ghana. Jedoch soll sich auch das ändern. Jedoch steht auch die Qualität der Kosmetikprodukte außer Frage.
Fazit
Wie so oft bei Reisen, ist die zur Verfügung stehende Zeit sehr begrenzt gewesen. So gibt es auch in Ghana noch unglaublich viel zu sehen. Wir werden sicherlich auch noch einmal wiederkehren und dann versuchen noch mehr vom Land und Menschen zu sehen. Auf jeden Fall können wir eine Reise in dieses wunderbare Land sehr ans Herz legen. Es ist ein sehr schönes und sicheres Land mit einer überwältigenden Natur und vielen herzlichen und gastfreundlichen Menschen. Es war eine kulturell und kulinarisch bereichernde Reise!
Jahr der Reise: 2014
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