Insel Poel
An sonnigen Wochenenden ist die Ostsee ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge. Dementsprechend ächzen die meisten Touristenorte unter dem großen Ansturm der Besucher. Aber es geht auch anders. Es gibt auch noch schöne Flecken an der Ostsee, die nicht völlig überlaufen und dementsprechend überteuert sind.
So einen „Fleckchen Erde“ haben wir an diesem sonnigen Herbst-Sonntag besucht, nämlich die Insel Poel. Die Insel befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern, nur ca. 150 km weit von Hamburg entfernt und ist mit dem Pkw in weniger als zwei Stunden zu erreichen.
Die Insel kann man entweder mit dem Pkw oder aber noch besser mit dem Fahrrad erkunden. Dafür stellt man sein Fahrzeug beim ersten Parkplatz ab und fährt dann entweder mit seinem eigenen oder aber mit einem gemieteten Fahrrad zu einem Mietpreis von 6,- Euro/Tag weiter. Die einzelnen Ortschaften sind durch Fahrradwege miteinander verbunden, so dass man durch wunderschöne Waldwege fahren und dabei zügig und sicher die Insel umrunden kann.
Timmendorfer Strand
Begonnen haben wir unsere Inseltour mit einem Abstecher zum Timmendorfer Strand, an der Westküste der Insel.
Entgegen den Erfahrungen beim Besuch des Namensvetters in der Nähe von Lübeck, fällt hier schon beim Anfahren der Ortschaft die Ruhe und Einsamkeit auf. Man steht beim Anfahren der Parkplätze, die reichlich vorhanden sind, nicht im Stau und auch die Parkgebühren sind mit einem Tagespreis von 5,00 Euro eher bescheiden.

Das gemütliche Städtchen Timmendorfer Strand begeistert mit seinen schönen Reetdach gedeckten Häusern sowie seinem wunderschönen weißen Leuchtturm.

Vom Hafen aus kann man eine Wanderung entlang der Steilküste der Insel beginnen, die im Übrigen sehr stark an die Kreidefelsen auf Rügen erinnern, nur dass sie hier nicht weiß, sondern lehmhaltig sind. Diese kann man entweder am Strand entlang oder aber oben auf dem oberen Teil der Steilküste absolvieren.

Wir sind am Strand entlang gegangen und finden diese Strecke beeindruckender, weil man von dort aus die witterungsbedingten Einwirkungen an der Felswand hautnah sehen und erleben kann.
Die Steilwand verliert jährlich ca. 45 cm Land und ist somit eine der am meisten von der Abtragung betroffenen Küsten der deutschen Ostsee. Die gesamte Steilküste ist ausgehöhlt und durchlöchert. Verursacht wird die Abtragung dadurch, dass das Wasser die Küste überspült und auflockert und sich dann in den feinen Rissen und Löchern sammelt.
Beim ersten Frost kommt es dann zu Frostsprengungen, die zu Abbrüchen führen. Darüber hinaus quillt der im Boden enthaltene Lehm bei Feuchtigkeit auf und verliert seine Festigkeit, was wiederum zu Erdrutschen führt. Die sich oberhalb der Steilwände befindenden Bäume verlieren durch die Abtragung ihren Halt und stürzen in die Tiefe. So sieht man beim Blick nach Oben offene Wurzeln und halb in der Luft hängenden Bäume.

Diese Wanderung hat uns einen beeindruckenden Beweis von der Kraft der Elemente geliefert. Wir haben die Steilküste mit Begeisterung und Respekt verlassen.

Wir empfehlen jedoch bei dieser Wanderung witterungsfeste Schuhe oder besser noch, Gummistiefel zu tragen, da es am Strand entlang sehr nass werden kann. Wir hatten trockenes Wetter und Sonnenschein und dennoch war der Strand stellenweise sehr feucht.
Im Hafen besteht noch die Möglichkeit einige wenige Souvenirläden und Cafes sowie Eisdielen zu besuchen. Insgesamt ist das Angebot jedoch sehr überschaubar.
Kirchdorf
Nach einem ausgiebigen Strandspaziergang sind wir dann Richtung Norden weitergefahren. Wenige Kilometer weiter erhob sich rechts von der Landstrasse die beeindruckende Inselkirche Kirchdorf. Die im Zeitraum 1220 bis 1230 erbaute Kirche ist sehr gut erhalten und lädt zum Verweilen und Nachdenken in ihren Gemäuern an. An diesem Sonntag war sie besonders schön geschmückt, da gerade Erntedankfest gefeiert worden ist. Ein insgesamt sehr schöner und inspirierender Zwischenstop.

Schwarzer Busch
Als nächstes kamen wir nach Schwarzer Busch, einer weiteren kleinen Ortschaft an der Westküste. Unmittelbar am Parkplatz angrenzend sind wir zur Gedenkstätte der Opfer des Untergangs der Cap Arcona gelangt. Das mit mehreren Tausend Überlebenden der KZ Neungamme und Fürstengrube beladene Passagierschiff, wurde bei einem Angriff von englischen Bomber und Kampfflugzeugen am 03.05.1945 versenkt. Viele Tote wurden an die Strände der Insel Poel gespült und später hier beigesetzt. Daher besteht eine traurige Verbindung der Insel zu diesem tragischen Zwischenfall.

Eine weitere Sehenswürdigkeit im Schwarzen Busch ist das im Jahr 1910 fertiggestellte erste Kurhaus der Insel Poel. Das architektonisch sehenswerte Gebäude ist bis heute relativ gut erhalten und ist ein echter Blickfang am weiten Strand vom Schwarzen Busch.

Nicht unerwähnt bleiben soll der wunderschöne Strand von Schwarzem Busch. Unserer Meinung nach, ist dieser breite und mit feinem Sand bedeckte Strand, der schönste der gesamten Insel. Er lädt zum entspannen und geniessen förmlich ein.

Gollwitz
Die letzte Station unseres Tagesausflugs war die an der Nordküste gelegene Ortschaft Gollwitz. Gollwitz besticht durch weite Strände und einem wunderschönen Leuchtfeuer.

Doch die wirklich beeindruckende und einzigartige Sehenswürdigkeit dieser Ortschaft ist die vorgelagerte Vogelschutzinsel Langenwerder. Für jeden Vogelliebhaber ein Paradis. Die ca. 20 ha. große Insel bietet zahlreichen Seevogelarten eine Heimat und jedes Jahr brüten Tausenden von verschiedenen Vogelarten auf ihr. Mit einem guten Fernglas kann man vom Strand oder vom extra angelegten Aussichtsplattform aus, die Aktivitäten der Vögel beobachten und sich an diesem Naturparadies erfreuen.
Insgesamt überzeugt die Insel Poel durch ihre naturbelassenen weiten Strände und ist daher ein geeigneter Ort für Naturliebhaber. Es finden sich auch zahlreiche Hundestrände, so dass zu den Besuchern auch zahlreiche Vierbeiner gehören.

Die Insel ist, zumindest in dieser Jahreszeit, nicht überlaufen und bietet die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und einfach das Meer und die Natur zu geniessen. Auch ist die Insel ein idealer Ort für Spaziergänger und Fahrradfahrer.

