Island im Winter – Reisebericht Island
Island im Winter- Unsere Erfahrungen
Road Trip im Land von Eis und Feuer
Wir haben nicht viel über Island gewusst, als wir uns entschieden haben die Weihnachtszeit (23.12.18-30.12.18) dort zu verbringen. Aber wir wussten ganz genau, dass man von dort aus, die Nordlichter sehen kann. Und diese Tatsache war ausschlaggebend für unsere Zielauswahl, denn das war das Ziel der Reise!
Aber eine Garantie gibt es nicht, da die Sichtbarkeit von vielen Umständen abhängt. Um die Chancen zu erhöhen haben wir auch einen Aufenthalt im Norden der Insel, nämlich in Akureyri, eingeplant, da dort die Chancen angeblich am Größten seien.
Und um das Warten auf die Abendstunden, wobei dieser Begriff in Bezug auf Island im Winter auslegungsbedürftig ist, abzukürzen, haben wir eine Liste mit Sehenswürdigkeiten erarbeitet, die wir unbedingt sehen wollten. „Erarbeitet“ ist in diesem Zusammenhang das richtige Wort.
Island hat unzählige wunderschöne Sehenswürdigkeiten: Wasserfälle, Lava- und Gletscherhöhlen, geothermale Gebiete und vieles mehr, aber nur die wenigsten sind ausreichend ausgeschildert. Klar, es gibt den Golden Circle -dazu komme ich später noch genauer-, als ausgewiesene Touristentour, wo man die Sehenswürdigkeiten kaum übersehen kann, wenn man nur darauf achtet, wo die Reisebusse geparkt sind, aber alles was etwas abseits davon ist, ist kaum ausgeschildert.
Man könnte also zig Kilometer übers Land fahren und wunderbare Sehenswürdigkeiten rechts und links liegen lassen, wenn man sich ausschließlich nach den Ausschilderungen richten wollte. Daher haben wir eine Liste mit allem Sehenswerten und deren Position erstellt, so dass wir beim Fahren über die Insel nichts verpassen.
Mit Mietwagen durch Island
Unser Startpunkt war, wie könnte es auch anders sein, Reykjavik. Aus Hamburg sind wir mit Icelandair direkt dorthin geflogen. Am Flughafen Keflavik angekommen sind wir zu der Autovermietung gegangen und haben unseren Mietwagen in Empfang genommen. Diesen haben wir bereits im Voraus in Deutschland über die Plattform „billiger-mietwagen.de“ gebucht.
Das ging alles schnell und unkompliziert. Einzig eine Vollkasko-Versicherung haben wir hinzugefügt, um entspannt fahren zu können. Die Kosten dafür waren überschaubar, so dass ich das nur empfehlen kann. Weiterhin haben wir ein Navigationsgerät gemietet. Das würde ich allerdings nicht nochmal machen. Zum einen hat das Gerät nur dann einwandfrei funktioniert, wenn man eine bestimmte Adresse eingeben konnte. Das war bei der Anreise zum nächsten Hotel, kein Problem. Hat man allerdings nach Sehenswürdigkeiten gesucht, half einem das Gerät nicht, da man keine konkrete Adresse eingeben konnte.
Hat man zudem ein Mobiltelefon mit der App „maps“ und einen entsprechenden Vertrag, ohne Zusatzkosten im Ausland, dabei, ist man bestens versorgt. Denn das Internet funktioniert in Island ausgezeichnet, so dass wir mit Hilfe dieser App alle unsere Ziele problemlos erreichen konnten.
Sehenswürdigkeiten Island – Was muss man in Island umbedingt sehen
1. Tag. Reykjavik
Vom Flughafen aus sind wir sodann zu unserem Hotel in die Innenstadt von Reykjavik gefahren. Für die knapp 50 km brauchten wir ca. 45 Minuten benötigt.
Unser sehr schönes Hotel Fron befand sich mitten im Herzen der Stadt und wir waren sehr erfreut festzustellen, dass die Läden an diesem vorweihnachtlichen Abend bis um Mitternacht geöffnet waren. So konnten wir bereits am ersten Abend durch die Straßen der Stadt schlendern und etwas in den Geschäften stöbern.
Zum Ausklang des Tages haben wir dann noch die Routenplanung für den nächsten Tag gemacht. Da es zu dieser Jahreszeit nur wenige Stunden hell ist, ist es sinnvoll eine Planung zu haben, um rechtzeitig loszufahren, damit man bei Tageseinbruch bereits am gewünschten Ort ist. Am 24. Dezember ging die Sonne 11.23 Uhr auf und um 15.30 Uhr unter.
2. Tag. Nationalpark Snaefellsjökul
Unser Ziel für diesen Tag war der Nationalpark Snaefellsjökull auf der Halbinsel Snaefellsnes. Dieser ist 210 km von Reykjavik entfernt (Fahrtdauer ca. 2,45 Std.).

Der Park begeistert mit seiner wundervollen Landschaft. Riesige mit grünem Moos bedeckten Lavafelder und im Hintergrund der Gletschervulkan Snæfellsjökull.

Man kann gewaltige Wellen bewundern, die an schwarze Lavafelsen brechen sowie den berühmten Berg Kirkjufell nebst dem Wasserfall Kirkjufellsfoss.


Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir sodann die Rückreise nach Reykjavik angetreten, wobei während der Fahrt einer von uns stets einen Blick gen Himmel geworfen hat, um etwaige Polarlichter zu erblicken. Leider war der Himmel an diesem Abend bedeckt, so dass wir keine Chancen hatten.

3. Tag. Golden Circle
Das Ziel für den nächsten Tag (25.12.) war Akureyri im Norden der Insel. Die Stadt liegt 388 km entfernt von Reykjevik. Die Fahrtzeit beträgt ca. 5 Stunden, wobei das von den Wetter- und folglich den Straßenverhältnissen abhängt. Da es jedoch an diesem Tag mit 7 Grad relativ warm war, bestand keine Gefahr von Straßensperrungen oder ähnlichem.
Um den Tag optimal nutzen zu können, haben wir uns jedoch entschlossen, die Fahrt in den Norden erst nach Einbruch der Dunkelheit anzutreten und vorher noch den berühmten Golden Circle abzufahren.
Der Golden Circle ist die berühmteste Route der Insel, die drei faszinierenden und spektakulären Sehenswürdigkeiten verbindet: den Thingvellir-Nationalpark, das Geothermalgebiet Haukadalu mit dem großen Geysir sowie den Wasserfall Gullfoss. Alle drei liegen hintereinander aufgereiht wie Perlen auf einer Kette in unmittelbarer Nähe von Reykjavik. Für die ca. 270 km lange Rundfahrt benötigt man ca. 5 Stunden.
Sobald man von der Ringstraße 1, welche die gesamte Insel umschließt, auf die Straße Nummer 36, Richtung Osten abbiegt, kommt man zunächst zum Nationalpark Thingvellir. Dieser bezaubert durch den beeindruckenden tektonischen Graben. Dieses außergewöhnliche Naturwunder resultiert aus der Verschiebung der amerikanischen und eurasischen Platte. Ein faszinierender und für mich unvergesslicher Anblick.

Folgt man der Straße weiter gen Osten kommt man in das Thermalgebiet Haukadalur und sodann zum großen Geysir. Bereits unterwegs bemerkt man dampfende Gebiete und einen starken Schwefelgeruch.
Am großen Geysir angekommen erkennt man einen Boden in lebendigen Farben und zahlreiche kochende Becken. Die Krönung ist die Springquelle Strokkur, die ca. alle 10 Minuten ausbricht und eine 20 bis 30 Meter hohe Wasserfontäne gen Himmel schießt, die vom Jubel der beistehenden Touristen begleitet wird.


Fährt man weiter, kommt man ca. 10 Minuten später bei einem der spektakulärsten Wasserfälle Islands an: dem Gullfoss. Dieser in einem uralten, steil abfallenden Tal gelegene prächtige Wasserfall ergießt sich über zwei Stufen 32 Meter hinab.

Insgesamt war dieser Tag voll von beeindruckenden und unvergesslichen Impressionen und nur aufgrund der sich stark nähernden Dunkelheit, haben wir vom Staunen abgelassen. Gegen 17.00 Uhr haben wir sodann die Fahrt Richtung Akureyri angetreten.
Die Nordlichter auf Island
Es war ein sternenklarer Himmel, so dass wir uns große Hoffnungen machten, Nordlichter zu sehen. Allerdings leuchtete am Himmel ein fast voller Mond. Dieser Anblick, der mich zuhause mit großer Freude erfüllt, hat mich an diesem Abend etwas betrübt, denn dadurch sanken die Chancen Nordlichter zu sehen erheblich.
Um Nordlichter sehen zu können müssen nämlich einige Kriterien zusammenkommen: Zunächst einmal muss man sich im Polarlichtoval befinden. Island befindet sich in diesem Oval, so dass dieses Kriterium erfüllt war. Die Jahreszeit passte auch. Hinzukommen müssen aber noch die Sonnenaktivität, ein klarer Himmel und Dunkelheit. Letzteres wurde durch den hellen Mond ziemlich torpediert.
Ob dies der einzige Grund für die Abwesenheit der Nordlichter an diesem Abend war, weiß ich nicht, allerdings haben wir an diesem Abend einzig und allein einen tollen Sternenhimmel ohne Nordlichter gesehen, und dass obwohl wir fünf Stunden lang einsam über die dunkle Ringstraße gefahren sind.
Auch unsere, auf dem Mobiltelefon kostenlos montierte, App „Aurora“, welche das Polarlicht vorher sagt, machte uns keinerlei Hoffnungen. Auch am zweiten Abend blieben wir chancenlos.
4. Tag. Akureyri
Nach einem leckeren Frühstück in unserem Hotel Nordurland sind wir aufgebrochen, um die Umgebung von Akureyri zu erkunden.
Da die erste Sehenswürdigkeit nur knapp 35 km entfernt war, sind wir erst gegen kurz vor 10.00 Uhr auf der Ringstraße 1, Richtung Osten losgefahren, um bei Tageseinbruch bereits vor Ort zu sein. Das erste Ziel wurde nach ca. 30 Minuten erreicht und zwar der beeindruckende und einer der bekanntesten Wasserfälle Islands: Godafoss. Hier stürzt das Wasser des Skjálfandafljót über einer Breite von 158 m, die von drei Felsen unterbrochen wird, etwa 11 Meter in die Tiefe.


Nach etwa 40 km stießen wir dann auf den Myvatn See. Er ist der viertgrößte See der Insel mit einer Fläche von 37 km² und einer durchschnittlichen Tiefe von nur 2,3 m.
Umgeben ist der See von wunderschönen Lavaformationen, die man auf Wanderwegen erkunden kann. Diese Formationen stammen von dem etwa 40 Kilometer langen Vulkansystem des Zentralvulkans Krafla, der zuletzt im Zeitraum von 1975 bis 1984 ausgebrochen ist.

Nach ca. weiteren 10 km auf der Landstraße Nr. 860 sind wir dann zu der sogenannten Grjotagja (die Felsspalte) gelangt. Dabei handelt es sich um eine weitere Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa.
Unterhalb der Felsspalte befinden sich mit heisswasser gefüllten Höhlen. Früher konnte in diesen Höhlen gebadet werden, allerdings nun nicht mehr, dass die Wassertemperatur auf ca. 60 Grad Celsius angestiegen ist.

Weniger Kilometer weiter sind wir dann auf das Geothermalgebiet Namaskard in der Nähe des Zentralvulkans Krafla gestoßen. Ähnlich wie beim großen Geysir konnten wir auch hier einen farbenfrohen Boden bewundern, übersäht mit zahlreichen heißen Quellen sowie kochenden Schlammtöpfen und Solfataren, die mit hohem Druck aus dem Boden emporstiegen.
Der starke Schwefelgeruch lies keinen Zweifel daran aufkommen, dass man sich hier in einem aktiven Vulkangebiet befindet.

Als krönender Abschluss dieses Tages diente ein Besuch im Thermalbad Myvatn, welches sich in unmittelbarer Nähe des Geothermalgebietes Namaskard befindet. Die Kosten dieses Vergnügens beliefen sich auf ca. 80,- Euro für drei Personen. Bei einem entspannten Bad (Wassertemperatur zwischen 36 und 40 Grad Celsius) haben wir dann den Tag mit seinen spektakulären Eindrücken revue passieren lassen.
Anschließend haben wir uns auf die 90 km lange Rückfahrt nach Akureyri gemacht.
5. Tag. Hvitserkur, Krater Grabrok,Glanni Wasserfall
Das Ziel dieses Tages war Reykjavik. Wieder 338 km Richtung Süden auf der Ringstrasse 1.
Allerdings sind wir bereits nach 190 km von der Ringstrasse abgebogen und der etwas schlechter ausgebauten Straße Nr. 717 für 26 km gefolgt bis wir zum Hvitserkur an der Ostküste der Halbinsel Vatnses gelangt sind.
Der Hvitserkur ist ein ca. 15 Meter hoher Basaltfelsen, der an zwei Stelle ausgehöhlt ist und als Nistplatz verschiedener Vogelarten , wie etwas des Eissturmvogels dient. Der Name Hvitserkur bedeutet auf isländische „weißer Kittel“, da der Felsen durch Vogelexkremente weiß gefärbt ist.

Nach weiteren 104 km Richtung Süden auf der Kreisstrasse 1 gelangt man zum vulkanischen Gebirgszug Ljosufjöll. Dort kann man den Krater Grabrok auf einer neu gemachten hölzernen Fußstege besteigen und eine wunderbare Aussicht genießen.


Knapp einen Kilometer weiter findet sich der Glanni Wasserfall, einer der vielen Wasserfälle im 62 km langen isländischen Fluss Nordura. Es besteht dort ein Netz von schönen Wanderwegen über die Lavafelder. Einer Legeende nach soll der Glanni-Wasserfall der Wohnsitz von Elfen und Trollen sein. Trotz einer anstrengenden Suche, war es uns aber leider nicht gelungen, diese Bewohner zu finden.

Langjökull Gletscher
Obwohl es bereits ca. 15.30 Uhr war und es allmählich dunkel wurde, haben wir uns entschlossen, einen weiteren Abstecher zu machen und zwar zum Langjökull Gletscher.
Dort existiert eine von Menschen gemachte Gletscherhöhle, die besucht werden kann. Diese kann man allerdings nicht auf eigene Faust erkunden, sondern nur mit der Tour „Into the Glacier“.
Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich ca. 50 km von Glanni Wasserfall entfernt. Als wir dort angekommen waren, war es schon dunkel draußen, so dass wir uns ohnehin keine Hoffnungen gemacht haben, die Höhle noch am selben Tag besuchen zu können.
Dennoch haben wir nachgefragt und es wurde uns mitgeteilt, dass es in der Wintersaison nur zwei Touren pro Tag gibt, nämlich um 11.00 Uhr und um 15.00 Uhr und, dass diese bereits für die nächsten zwei Tagen ausgebucht seien. Insofern bietet sich auch hier an, bei Interesse im Voraus eine Tour zu buchen, da es ansonsten passieren kann, wie uns, dass man den langen Weg umsonst fährt. Landschaftlich hat sich dieser Weg aber ohnehin gelohnt, so dass wir von dortaus entspannt den Rückweg nach Reykjavik angetreten haben.
Nordlichter
Kaum sind wir an diesem Abend in unserem Hotel angekommen und mit dem Auspacken begonnen, schickte uns die App „Aurora“ einen Alarmhinweis der da lautete: „Sofern der Himmel nicht bedeckt ist, besteht eine 25%-ige Wahrscheinlichkeit jetzt Nordlichter am aktuellen Standort zu sehen.“
Daraufhin haben wir alles stehen und liegen lassen, sind ins Auto gesprungen und zum Grotta Island Lighthouse gefahren. Das ist eine etwas abgelegenere und dunklere Stelle in der Stadt, wo ein kleiner Leuchtturm steht, so dass eine bessere Sicht besteht.
Kaum dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass es regnete und zwar nicht zu knapp. Unsere App bestätigte uns jedoch weiterhin, dass eine Wahrscheinlich die Nordlichter zu sehen, bestand, so dass wir beschlossen noch etwas im Auto zu warten und auf Wetterbesserung zu hoffen.
Und tatsächlich, nach etwa 15 Minuten riss der Himmel plötzlich teilweise auf und wir konnten einige Sterne sehen. Schnell verließen wir unser Auto und richteten alle Blicke gen Himmel. Und nur ein paar Minuten später waren sie da: die Nordlichter.
Trotz der Feuchtigkeit und des relativ starken Windes durchfloss eine mollige Wärme meinen Körper und meine Gesichtsmuskel verzogen sich zu so einer Art Dauergrinsen und ich konnte es kaum glauben: die Nordlichter sind da, ich kann sie wahrhaftig sehen.
Aufgrund der Lichter der Stadt waren sie nicht besonders deutlich zu sehen und sie waren auch etwas statisch, aber sie waren unstreitig da. Das konnte uns keiner mehr nehmen. Nach, ich weiß nicht wie viele Minuten, verließen wir den Ort und kehrten zum Hotel zurück. Z
war glücklich aber noch nicht 100 %-ig zufrieden, da es für ein ordentliches Foto noch nicht gereicht hat. Aber die Prognose unserer App für die nächsten Tage sah gut aus. Es bestanden noch gute Chancen auch das lang begehrte Foto zu schießen.
6. Tag. Richtung Jokulsarlon Gletscher
An diesem Freitag sind wir früh aufgebrochen, da wir einen langen Weg mit zahlreichen Zwischenzielen vor uns hatten. Wir fuhren Richtung Osten zum Jokulsarlon Gletscher.
Es lagen 379 km vor uns bis zu unserem konkreten Ziel, dem Diamond Beach (Diamanten Strand). Normalerweise braucht man für diese Strecke ca. 5 Stunden, wobei uns das aufgrund des Wetters schnell klar wurde, dass wir wesentlich mehr Zeit brauchen werden. Schon am Stadtrand von Reykjavik fing es an zu schneien und die Straßen wurden schnell mit Schnee bedeckt. Zum Glück waren die Reifen unseres Leihwagens mit Spikes versehen, so dass wir die Geschwindigkeit nicht wesentlich drosseln mussten.
Keldur
Nach ca. 100 km näherten wir uns unserem ersten Zwischenziel, dem sog. Keldur Turf House. Wir verließen die Ringstraße 1 und fuhren ca. 12 km auf einer schneebedeckten Straße bis zu einem abgelegenen Parkplatz. Von dort aus waren es nur noch wenige Meter zu Fuß bis zum Haus.
Die Turf Häuser, die manchmal auch Hobbit Häuser genannt werden, waren so gebaut, dass sie den Erdbeben und dem teilweisen brutalem Klima von Island widerstehen konnten. Sie hatten im Vergleich zu gewöhnlichen Holzbauten eine wesentliche bessere Wärmeisolierung und Luftzirkulation.
Das Keldur Turf Haus ist das älteste Haus Islands. Dabei handelt es sich um ein landwirtschaftliches Gebäude, bestehend aus mehreren Häuser, die miteinander durch Erdkorridore verbunden sind und in denen sowohl die Menschen als auch ihre Nutztiere gemeinsam wohnten.

Neben dem Haus steht noch eine kleine Holzkirche an dem sich ein Friedhof anschließt. Auf diesem Friedhof konnten wir etwas feststellen, was wir sonst außer auf Island, in dieser Form noch nicht gesehen haben. Auf vielen Gräbern verliefen Stromkabel, die zu Grabkreuzen führten. Diese waren mit Lichterketten geschmückt und leuchteten in den verschiedensten Farben. Ein, meiner Meinung nach, etwas grotesker Anblick.

Seljalandsfoss Wasserfall
Nach einem kurzen Aufenthalt setzten wir unsere Fahrt fort und kamen nach ca. 20 km beim Seljalandsfoss Wasserfall an. Der Wasserfall liegt unterhalb des großen Gletscherschildes Eyjafallajökull und das Wasser stürzt hier 66 m in die Tiefe.
Besonders spektakulär ist es hier, dass man hinter den Wasserfall gehen und durch die Wasserschleier blicken kann. Es bietet zahlreiche Motive für beeindruckende Bildaufnahmen an. Man sollte allerdings bedenken, dass dieser Sparziergang hinter dem Wasserfall, je nach Windrichtung, sehr feucht werden kann. Regenfeste Bekleidung sollte man dabei haben.


Wasserfall Skogafoss
Nach weiteren 30 km sind wir dann zum berühmten Wasserfall Skogafoss gelangt. Auch dieser Wasserfall des Flusses Skoga liegt unterhalb des Gletscherschildes Eyjafallajökull. Das Wasser stürzt hier über eine Breite von 25 Metern 60 Metern in die Tiefe.

Solheimajökull Gletscher

Nach nur weiteren 12 km folgte ein weiterer Highlight dieses Tages: der Solheimajökull Gletscher.
Dieser beeindruckt durch seinen Kontrastreichtum. Das weiß-blaulich schimmernde Eis des Gletschers wird serviert mit schwarzem Sand und Lavafelsen. Und das Beste ist: man kann ihn besteigen. Das Gefühl auf einen Gletscher zu wandern, kann man schwer in Wort fassen. Man sollte es am besten einmal selbst ausprobieren. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.

Von der Ringstraße kann man auf einen Parkplatz vor dem Gletscher fahren. Von dort aus geht man ein paar hundert Meter und gelangt zu dem Gletscher. Auf dem Parkplatz kann man sich, sofern man möchte, die Ausrüstung (also Spikes und Helm) für eine Gletscherwanderung mieten. Man kann allerdings auch ohne dieser Ausrüstung ein stückweit auf dem Gletscher wandern, allerdings sollte man es nicht übertreiben, denn ganz ungefährlich ist das nicht.
Da es spät wurde und wir noch eine lange Fahrstrecke vor uns hatten, machten wir uns eilig auf dem Weg. Das Wetter wurde immer schlechter und unberechenbarer. Wir hatten von allem etwas: Schneefall, Hagel- und Schneeschauer. Dennoch mussten wir zügig fahren, wollten wir noch ein paar Fotos beim Diamond Beach machen.
Als wir dort angekommen sind, hat die Dämmerung schon eingesetzt, dennoch waren wir vom Anblick auf Anhieb begeistert. Ein schwarzer Strand geschmückt mit kristallklaren Eisbrocken und großen Eisbrocken im Wasser, Ein Szene wie von einem anderen Planeten. Man kann sich gegen diese Faszination nicht wehren; es ist einfach unglaublich schön.
Aurora Borealis
Leider hatten wir nicht mehr Zeit die Umgebung näher zu erkunden, da die Dunkelheit schnell über uns hereingebrochen war, und mit Dunkelheit meine ich tiefste Finsternis. Aber diese Tatsache beflügelte uns auch gleichzeitig, denn es war ein sternenklarer Himmel und die App-Warnung war auch schon da: es bestand eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit Nordlichter sehen zu können. So stiegen wir auch wieder aus dem Wagen aus und warteten. Es war kalt, sehr kalt. Es blies ein eisiger Wind, der einen erstarren lies. Und trotzdem fühlte ich plötzlich wieder die mollige Wäre, die ich bereits am Vorabend in Reykjavik gespürt habe und meine Gesichtsmuskeln verformten sich erneut zu dem Dauergrinsen: da waren sie wieder-die Nordlichter. Dieses Mal aber wesentlich stärker und verteilt über den ganzen Himmel. Sie tanzten von rechts nach links und von oben nach unten. Ich hörte um mich herum nur Jauchzen und Freudenrufe. Ein unglaubliches und unvergessliches Naturschauspiel. Etwas Besseres kann es nicht geben.
Jetzt war die Lichter auch hell genug, um sie fotografieren zu können. Die Fotos sind sicherlich nicht perfekt geworden. Ich weiß nicht, ob es an mir lag oder daran, dass meine Kamera nicht gut genug für derartige Nachtaufnahmen ist -ich neige dazu letzteres zu glauben- und doch begeistern sie mich jeden Tag aufs Neue, denn sie erinnern mich daran, dass ein lang ersehnter Traum an diesem Abend in Erfüllung gegangen ist. Jeder sollte einmal im Leben dieses Naturschauspiel sehen.
Wir blieben mehrere Stunden draußen, blickten nach oben und staunten einfach über diese majestätischen Szenen. Als ich dann nicht mal mehr den Auslöser betätigen konnte, weil meine Finger gefroren waren, haben wir beschlossen die Heimreise nach Reykjavik anzutreten. Die Polarlichter waren jedoch noch nicht bereit uns gehen zu lassen. Und so begleiteten sie uns noch mehrere hundert Kilometer. Wir blieben alle paar Minuten stehen, stiegen aus und verfielen erneut der Faszination. Die ca. 5 stündige Rückfahrt wurde zu einer mindestens 7- oder 8- stündigen. Aber jede Minute hat sich gelohnt. Einfach unvergesslich.
7. Tag. Nationalpark Reykjanesfolgvangur. Blaue Lagune
Da wir an diesen Tag für 18.00 Uhr bereits Tickets im weltberühmten Thermalbad Blue Lagoon gekauft hatten, beabsichtigten wir nicht zu weit zu fahren, sondern einfach die Umgebung der Hauptstadt zu erkunden. Als Zielgebiet haben wir uns den Nationalpark Reykjanesfolgvangur, der ca. 36 km südwestlich von Reykjavik liegt, ausgesucht. Dort erwartete uns ein wunderschönes Naturschutzgebiet mit beeindruckenden Lavaformationen, geothermischen Feldern und dem berühmten Kratersee Kleifarvatn.
Lavahöhle
Dort befindet sich auch die Leidarendi Lava Höhle, die aber zu finden gar nicht einfach war. Denn die Markierung des Navigationsgeräts entspricht nicht den tatsächlichen Begebenheiten. Ohne diese Tatsache vorher zu wissen, folgten wir artig unserem Navi bis es uns irgendwo im nirgendwo auf der Straße Nr. 417 anzeigte, das Ziel erreicht zu haben. Da war aber nichts. Erst nach dem wir einen zufällig vorbeifahrenden Einheimischen um Unterstützung gefragt haben, konnten wir den Parkplatz zur Höhle finden. Dieser befand sich zwar auch im nirgendwo, aber eben ca. 2 km weiter westlich von der Markierung des Navi.
Diese Lavahöhle liegt unter dem Lavafeld in der Nähe des Blafjöll, dem Blauen Berg und beeindruckt durch eine Farbenvielfalt und durch die stalagmitischen und stalaktitischen Formationen.
Nachdem man in die Höhle einsteigt, geht mach mehrere zig Meter gerade aus bis man dann zu einer Steinwand gelangt, die man durch ein relativ kleines Loch durchqueren kann. Auf der anderen Seite geht dann die Höhe rechts und links noch ca. 900 Meter weit in den Boden. Man sollte allerdings sehr genau darauf achten, wo dieser Durchbruch zum Ausgang ist, denn von der Innenseite kann man ihn sehr leicht übersehen was dann dazu führt, dass man gerade aus weitergeht im Glauben alsbald das Licht des Ausgangs sehen zu müssen, welches aber tatsächlich nie erscheint. Auch in dieser Höhle findet man keinerlei Beschilderung, lediglich ein Hinweisschild darauf, dass man nichts anfassen und mitnehmen soll. Unmittelbar neben diesem Schild ist dann dieser Durchbruch, der dann zum Ausgang führt.
Klippen Krýsuvíkurberg
Nach Besichtigung der Lavahöhle haben wir uns entschlossen, langsam Richtung der Blauen Lagune zu fahren. Auf dem Weg dorthin haben wir ein Hinweisschild gesehen, welches auf eine Sehenswürdigkeit in Richtung des Meeres hinwies. Ohne zu wissen was uns dort erwartet, sind wir von der Hauptstraße abgebogen und dieser unbefestigten und nur mit Steinbrocken bedeckter Straße ca. 4 km weit gefolgt, bis wir dann zu einem Parkplatz gelangt sind. Unterwegs haben wir ein kleines harmloses Wasserloch überqueren müssen, um auf diesem Parkplatz zu gelangen. Dieses Wasserloch scheint jedoch einige Touristen derart zu beeindrucken, dass sie ihr Auto davor stehen lassen und den Rest zu Fuß gehen. Auch wenn ein kleiner Spaziergang sicherlich nicht schadet, ist es nicht erforderlich das Auto dort abzustellen. Man kann das Wasserloch gelassen überqueren und dann weiterfahren.
Vom Parkplatz geht man dann wenige Meter zu Fuß weiter und gelangt zu der Klippen Krýsuvíkurberg. Sie sind knapp 50 Meter hoch und bieten Nistplätze für etliche Seevögel. Und das ist nachvollziehbar. Wäre ich ein Seevogel, würde ich mich auch dort niederlassen, denn der Ausblick ist atemberaubend.
Blue Lagoon
Nach einem kurzen Aufenthalt haben wir dann unsere Fahrt zum Thermalbad Blue Lagoon, welches 1976 erbaut wurde, fortgesetzt. Die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt das ganze Jahr über 39 Grad Celsius und das reich an Mineralien warme Meerwasser in der Blauen Lagune erneuert sich alle 48 Stunden komplett selbst.
Dieses Bad ist weltberühmt und es gehört zum Pflichtprogram eines jeden Island-Besuchers. Da es aber so bekannt und beliebt ist, sollte man die Tickets unbedingt im Voraus buchen, da man sonst sehr wahrscheinlich die lange Anreise dorthin antritt und dann enttäuscht wieder nach Hause fahren muss, da man nicht herein gelassen wird. Da wir, wie bereits gesagt, die Tickets von Deutschland aus schon gebucht haben, konnte uns das nicht passieren. Laut Eintrittskarte sollten wir uns zwischen 18.00 und 19.00 Uhr dort zum Einlass eintreffen. Da wir schon kurz nach 17.00 Uhr vor Ort waren, haben wir angefragt, ob wir schon früher herein durften, was aber nicht möglich war. Das war aber nicht weiter schlimm, da wir dann in der schönen Cafeteria einen Kaffee bzw. eine heiße Schokolade genießen konnten.
Um 18.00 Uhr sind wir dann direkt zum Ticketschalter und nach einer kurzen Erklärung der Abläufe durften wir in das Bad. Unsere gebuchten Tickets zum Preis von 210 Euro für 3 Personen, beinhalteten auch eine gratis Gesichtsmaske sowie ein Gratis-Getränk an der Poolbar.
Nachdem wir beide Angebote in Anspruch genommen haben, konnten wir uns entspannen und wir merkten schnell, wie die Strapazen der letzten Tage von uns herb fielen.
Es wird empfohlen im Winter das Bad spät abends zu besuchen, da man dort die Möglichkeit hat, die Nordlichter zu sehen. Wir hatten dieses Vergnügen leider nicht, aber ich denke, das wäre einfach zu viel des Guten gewesen.
So sind wir ca. 3 Stunden später einfach tiefen entspannt ins Hotel zurückgekehrt, um die Koffer für die unmittelbar bevorstehende Rückreise zu packen.
8. Tag. Abreise
Da unser Rückflug nach Hamburg bereits um 7.50 Uhr erfolgen sollte, sind wir an diesem Morgen sehr früh los. Am Flughafen haben wir noch schnell unser Mietfahrzeug vollgetankt und bei Avis abgegeben. Die Rückgabe erfolgte zügig und unkompliziert und wir wurden dann von einem Angestellten der Autovermietung mit unserem Mietwagen direkt an den Terminal gefahren, der sich ein paar Hunter Meter von der Rückgabestelle befand.
Mit einer kurzen Verspätung wegen der Enteisung des Flugzeugs, haben wir dann unseren Rückflug angetreten.
Allgemeine Hinweise
Es sei zum Schluss noch darauf hinzuweisen, dass die Lebenshaltungskosten in Island relativ hoch sind. Folglich sind auch die Kosten für Lebensmittel im Vergleich zu Deutschland recht hoch. Da wir mit sieben Personen eine relativ große Reisegruppe bildeten, haben wir uns vorab entschlossen, als Selbstversorger die Insel zu erkunden, so dass wir alle Lebensmittel, die wir brauchten von Zuhause mitgebrachten haben. Das war problemlos möglich, da man außer roher Milch und rohe Eier sowie rohes und geräuchertes Fleisch und Geflügel, alles nach Island einführen kann. Somit hatten wir keinerlei Zusatzkosten für die Verpflegung.
Ich persönlich halte das Erkunden der Insel auf eigene Faust und mit dem eigenen Wagen, für sehr reizvoll. Man ist frei und unabhängig und kann sich einfach treiben lassen. Die Kosten für das Mietfahrzeug beliefen sich auf ca. 1.100,- Euro, wobei man dabei bedenken sollte, dass es sich um ein Allrad-Fahrzeug mit 9 Sitzen gehandelt hat. Das Fahren auf Island ist einfach. Natürlich kann das Wetter Probleme bereiten, so dass es ratsam ist, jeweils vor Antritt einer Fahrt sich über die Straßenverhältnisse zu informieren. Aber ansonsten braucht man sich keine Sorgen zu machen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 km/h und es existieren einige Besonderheiten, die aber keine großen Herausforderungen darstellen. Das Tanken ist mit einer Kreditkarte mit PIN Tag und Nacht möglich. Man sollte nur darauf achten, dass man immer genug Treibstoff im Tank hat, da teilweise größere Abstände zwischen den Tankstellen bestehen.
Schließlich sei noch erwähnt, dass es nicht notwendig ist vor der Reise Geld zu tauschen. Zunächst einmal ist anzumerken, dass alle Sehenswürdigkeiten kostenlos besichtigt werden können. Nur einmal mussten wir einen Parkplatz bezahlen; das erfolgte aber bargeldlos, wie alles andere auf Island auch. Ob man sich ein Andenken, einen Kaffee kaufen oder die Toilette aufsuchen möchte, alles kann mit Kreditkarte bezahlt werden. Während der gesamten Zeit mussten wir kein Bargeld in die Hand nehmen.
Fazit
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Island eine wunderbare Insel und eine Reise allemal wert ist. Für alle die Natur und die Elemente Feuer, Eis, Wasser und Wind lieben, ist Island ein Muss. Die durch Vulkane und Gletscher geformten Landschaften faszinieren und ergreifen jeden Besucher. Und wer dann noch das Glück hat, die Nordlichter beobachten zu dürfen, für den wird diese Reise für immer unvergesslich bleiben.
Wir sehen uns im Sommer!!
Jahr der Reise: 2018