Nordkap – ein Roadtrip
Eine Reise mit dem Wohnmobil zum Nordkap durch alle vier skandinavischen Länder: Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen.
Die meisten Menschen lieben das Abenteuer und fast alle wünschen sich mehr Action in ihrem Leben. Und wenn das im Alltag nicht geht, dann doch wenigstens im Urlaub. Doch auch diese sind meistens pauschal und alles andere als abenteuerlich. Doch es geht auch anders.
Man kann alleine draußen in der Natur sein, wo man nur nacktes Gestein und das Meer sieht und man nur den Wind spürt und wo die einzigen Begleiter die Möwen sind. Man kann stundenlang einsame Landstrassen entlang fahren, man kann irgendwo in der Wildnis übernachten und das einfach Leben genießen. Wo das heutzutage noch möglich ist? Im hohen Norden unseres Kontinents, jenseits des nördlichen Polarkreises in Richtung Nordkap . Dorthin hat uns unser Weg in diesem Sommer geführt. Und ich muss gestehen, es war bis jetzt unsere coolste Reise.

Das Ziel war der Nordkap . Der Weg dorthin führte uns durch Dänemark, Schweden, Finnland und schließlich Norwegen. Während der Rückreise durchquerten wir dann ganz Norwegen vom Norden bis zum Süden.
Am 15. Juli ging es dann los und zwar mit einem Wohnmobil. Wir hatten 15 Tage für diese Tour eingeplant. Zunächst setzten wir mit der Fähre von Puttgarden nach Rödby über. Die Fahrt dauerte 45 Minuten und kostete 131,- Euro. Eine Reservierung hatten wir nicht, war aber auch nicht nötig.
Einmal in Dänemark angekommen ging es direkt nach Kopenhagen weiter. Dort haben wir einen Zwischenstop eingefügt und die Stadt besichtigt. Näheres dazu in einem gesonderten Artikel.

Anschließend ging es über die wunderschöne Öresund-Brücke (E 20) in Richtung Stockholm. Die Überfahrt kostete 121,- Euro. Die knapp 660 km haben während der Nacht zurückgelegt, um dann tagsüber Zeit in Stockholm zu haben, um die Stadt besichtigen zu können. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Fakt ist, dass wir keine Parkplätze gefunden haben, wo wir im Wohnmobil hätten übernachten können. An den Raststätten durfte man nur 1 Stunde parken und musste dann weiterfahren. Wir waren somit gezwungen fast die ganze Nacht durchzufahren. Nachdem wir etliche Raststätten auf der Suche nach einem Stellplatz angefahren haben, haben wir endlich einen Parkplatz gefunden, wo wir auch für ein paar Stunden stehen konnten. Nach ein wenig Schlaf haben wir dann unsere Fahrt nach Stockholm fortgesetzt. Zu unserem Besuch in Stockholm hier.

Am nächsten Tag kurz vor Mitternacht sind wir dann in Richtung einer unserer interessantesten Zwischenziele aufgebrochen und zwar der finnischen Stadt Rovaniemi. Diese Stadt ist in zweifacher Hinsicht spannend und zwar zum einen, weil durch sie der nördliche Polarkreis verläuft und zum anderen, weil der Weihnachtsmann dort wohnt und arbeitet.
Die Fahrt von Stockholm nach Rovaniemi war lang und einsam. Es dauerte zig Stunden, um die knapp 1.200 km hinter sich zu lassen. Wir fuhren stundenlang einsam über die E 4 Richtung Norden bis wir dann endlich beim Weihnachtsmann angekommen sind. Vorteilhaft war nur die Tatsache, dass nördlich von Stockholm wesentlich öfter Stellplätze für Wohnmobile anzutreffen waren. Da wir jedoch einen relativ engen Zeitplan hatten, sind wir die Nacht durchgefahren. Das ist uns aber nicht besonders schwer gefallen, da je weiter wir Richtung Norden fuhren, desto kürzer wurden die Nächte.
Auf der Strecke von Rovaniemi zum Nordkap begann die anfänglich erwähnte Freiheit. Die Nacht verschwand und plötzlich hatte jeder Tag 24 Stunden. Für uns ein außerordentliches und faszinierendes Erlebnis.
In Lappland sahen wir nichts außer Wälder und wunderschöne Seenlandschaften. Nur gelegentlich begegneten wir einigen Fahrzeugen. Die gut ausgebaute Landstrasse E 75 war einsam, sehr einsam.
Freuen dürften wir uns jedoch über die für Lappland so typischen Bewohner, die wir unterwegs während der Nacht zahlreich antreffen durften und zwar die berühmten Rentiere. Sie waren überall: rechts und links der Landstrasse und häufig genug auch direkt vor uns auf der Landstrasse.
Sie grasten gemächlich und hatten keine Angst vor den sich nähernden Autos. Ein faszinierender Anblick. Anders als unser heimisches Wild spazierten diese wunderschönen Tiere einfach an unserem Wohnmobil vorbei und wir konnten sie in aller Ruhe fotografieren und das nicht nur einmal, sondern gefühlt tausend Mal.
Als uns dann irgendwann Mitten in der Nacht die Müdigkeit überkam, haben wir nach einem Schlafplatz Ausschau gehalten. Es war nicht schwer etwas Schönes zu finden, denn die wunderschöne Landschaft lud uns gerade zu ein, uns irgendwo hinzustellen und zu verweilen. So fanden wir auch recht schnell einen Platz an einem wunderschönen See, an dem auch weitere Wohnmobile parkten. Wir stellten uns dazu, verdunkelten das Fahrzeug, denn die Sonne strahlte, obwohl es Mitten in der Nacht war, und legten uns schlafen.

Am nächsten Morgen ging es dann bei strahlendem Sonnenschein weiter Richtung Nordkap . Überhaupt war das Wetter einmalig. Wir hatten durchgehend Sonne und für diese Gegenden recht hohe Temperaturen. Für uns eine sehr angenehme Überraschung, da wir so in der Lage waren, jeden Augenblick an dem wir nicht fuhren, draußen zu verbringen.

Nach einigen hundert Kilometer erreichten wir die Grenze zu Norwegen, die wir aber so gar nicht erkannten. Denn es gab keinen Schlagbaum, keinen Grenzbeamten und das obwohl, Norwegen kein Mitglied der Europäischen Union ist. Wir überfuhren einfach eine Brücke und waren im Norwegen.
Ab hier wurde es noch einsamer. Der hohe Norden Norwegens ist noch weniger besiedelt und recht menschenleer. Man konnte zwar ein paar Wohnmobile mehr sehen, aber von Massentourismus keine Spur.

Als erstes hielten wir an einem wunderschönen See an und frühstückten in der Natur. Ein wohltuendes und erhebendes Gefühl – unbeschreiblich!

Danach ging es auf die letzte Etappe unserer Reise. Wir näherten uns dem ersehnten Nordkap und die Vorfreude und Spannung stieg stetig an. Nach mehreren Stunden kamen wir dann beim Nordkap Camping an, wo wir für die Nacht geblieben sind. Der Campingplatz liegt genau an der E 69 etwa 9 Kilometer vor dem Nordkap-Plateau und ist gut ausgestattet.

Nachdem wir unser Stellplatz bezogen haben, ging es weiter Richtung Norden. Wir wollten unverzüglich zur berühmt, berüchtigten Kugel am Nordkap . Vom Campingplatz waren es nur noch wenige Kilometer.
Doch bevor wir dorthin kamen, fügten wir einen weiteren Zwischenstopp ein und zwar auf einen Parkplatz ca. 7 km vor dem Nordkap . Von dort aus haben wir dann eine unvergessliche Wanderung zum eigentlich nördlichsten Punkt Europas, dem Knivskjelodden. Mehr dazu: Knivskjellodden – der nördlichste Punkt Europas

Nach Beendigung der Wanderung, ca. 6 Stunden später, ging es dann übermüdet aber voller Begeisterung zum Ziel.
Nur wenige Minuten später waren wir dann am Nordkap . Für mich hat sich in diesem Augenblick ein weiterer langersehnter Traum erfüllt. Das Gefühl war unbeschreiblich. Wir alle waren trotz der Müdigkeit überwältigt und sprachlos. Gleichzeitig waren wir demütig vor der gewaltigen Natur und Stolz auf unsere Leistung: wir waren am „Ende der Welt“. Ein tolles Gefühl! Einzelheiten hier: Nordkap der fast nördlichste Punkt Europas
Nach einer ruhigen Nacht ging es dann Richtung Süden. Während den ca. 2.500 km Richtung Süden, haben wir mehrere kleine Städte besucht, wie z.B. Alta, Storforshei (nördlicher Polarkreis in Norwegen), Flam, Stavanger, Kristiansand und haben einige wunderschöne Wanderungen zu traumhaften hochgelegenen Zielen gemacht, wie z.B. Skomakernibba, Preikestolen und Kjerag.




Ferner haben wir faszinierende Fjord- Landschaften bewundern und genießen können, wie z.B. am Lysefjord auf der Fahrt mit der Fähre von Forsand nach Lysebotn. Hinter jede Kurve steckte eine Postkartenidylle. Dazu mehr in einem gesonderten Artikel.

Verlassen haben wir Norwegen mit der Colorline Fähre von Kristiansand nach Hirtshals. Für die drei Stunden dauernde Überfahrt haben wir 430,- Euro bezahlt. In diesem Zusammenhang möchten wir nicht vergessen euch ans Herz zu legen, diese Überfahrten frühzeitig zu reservieren. Wir haben das nicht getan und es wäre fast schief gegangen, was einen Umweg über Schweden von nahezu 900 km bedeutet hätte.
Diese Strecke wird von von zwei Reedereien bedient und zwar der Fjordline und Colorline. Als wir nach unserer Ankunft am Abend in Kristiansand bei Fjordline wegen der Überfahrt nachgefragt haben, teilte man uns mit, dass die erste Möglichkeit in einer Woche bestünde. Bis dahin seien alle Fähren ausgebucht. Die Schalter der Colorline waren zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Gott sei Dank haben wir online noch einen Platz auf der Fähre am nächsten Morgen aber auch nur, weil sie einen Platz für ein großes Wohnmobil hatten. Pures Glück. Insofern ist eine rechtzeitige Reservierung absolut erforderlich.
In Dänemark angekommen, sind wir wieder zu unserer Lieblingsstadt, Skagen, gefahren und haben den Tag dort verbracht. Von dort aus ging es dann nach Hause.

Insgesamt war das eine tolle Reise. Ja, sie war lang, denn wir haben knapp 7.000 Kilometer zurückgelegt. Aber jeder Kilometer hat sich gelohnt. Da unser Urlaubszeit beschränkt war, konnten wir natürlich bei weitem nicht alles sehenswerte erkunden. Aber wir haben für uns das meiste herausgeholt. Wir haben all unsere gesetzten Ziele erreicht und darüber hinaus einen guten Überblick über die vier bereisten Länder gewonnen. Somit könnten wir beim nächsten Mal unsere Reise auf einzelne Regionen beschränken und diese dann voll erkunden. Jedenfalls können wir diese Reise für alle naturliebenden Abenteurer herzlich empfehlen.
Am Nordkap zu stehen und die Weltkugel sowie die Barentssee zu bewundern, ist ein unvergesslicher Moment im Leben eines jeden Reisenders.
Mehr über unsere Reise in Norwegen:
Nordkap der fast nördlichste Punkt Europas
Rovaniemi Zuhause beim Weihnachtsmann
Wanderung zum: Knivskjellodden Nordkap
Wanderung auf Skomakarnibbå
Wanderung auf den Preikestolen
Wanderung zum Kjeragbolten Kjerag.
Januar 20, 2021 @ 10:02 pm
Ein toller Beitrag. Wir überlegen, ob wir diesen Sommer mit dem Camping-Caddy an das Nordkap fahren. Aber irgendwie schreckt uns der weite Weg etwas ab.
Ihr habt es in zwei Wochen geschafft. Das macht uns Mut 🙂
Januar 21, 2021 @ 8:14 pm
Die Strecke ist so wunderschön, dass die grosse Entfernung kaum auffällt. Und die Vorfreude auf das Ziel erledigt den Rest 🙂