Transfăgărășan
Transfăgărășan Road Trip in Rumänien
Diese 152 km lange Gebirgsstraße, die nur in den Monaten Juli und August befahren werden kann, verbindet das südliche Land Muntenia mit Transsilvanien und gehört zu den Top 10 der schönsten Landstraßen der Welt.
Auf einer Höhe von 2042 Meter unterquert sie den 2398 m hohen Platinu, einen Berggrat der Transsilvanischen Alpen durch einen 887 Meter langen Tunnel. Kommt man von Süden, gelangt man am anderen Ende des Tunnels zum Bâlea See, dem höchstgelegenen Gletschersee Rumäniens.
Gestartet haben wir unsere Tour im Norden, in der Ortschaft Cârțișoara, Kreis Sibiu auf der Nationalstraße 7C in Richtung Curtea de Argeș. Schon von weiten Reihen sich die in den Wolken getupften Berggipfel der Karpaten wir Perlen auf einer Schnur vor unseren Augen. Ein wahnsinniger Anblick.
Recht schnell sind wir dann zu den Serpentinen gelangt, die auf denen wir uns dann Richtung Bergspitzen hochgeschländert haben. Die kurvenreiche Landstraße hat uns am Bâlea Wasserfall geführt und es ging immer weiter Richtung Wolken.
Nach jeder Kurve waren wir gezwungen zu halten, um unsere Blicke in die Ferne schweifen zu lassen, da das Panorama atemberaubend war. Je höher wir gelangten, umso überirdischer war der Ausblick.
Es folgten Felsendurchbrüche und schwindelerregende Felswände. Kurz vor dem Gletschersee Bâlea Lac und der gleichnamigen Berghütte haben wir dann nochmals gehalten, um die zurückgelegte Strecke zu bewundern. Die Landstraße glich einer sich zwischen den Gebirgen schlingenden Schlange. Ein unwirklicher, aber faszinierender Anblick.
Und ungewollt haben wir uns die Frage gestellt wie viele Opfer der Bau dieser Straße in den 1970 er Jahre gefordert haben muss. Von offizieller Seite wurden 40 Todesfälle bestätigt. Inoffiziell spricht man jedoch von über 400 Toten. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, aber sicherlich war sie erschreckend hoch.
Am Bâlea See angelangt haben wir das Auto abgestellt und sind zum Gletschersee gewandert. Das kristallklare Wasser wird von großen Fischen bewohnt und am Rand des Sees liegt permanent Schnee, der auf dieser Höhe niemals schmilzt. Der See ist auch Ausgangspunkt von zahlreichen Wanderrouten durch die Naturreservate Bâlea und Arpășel.
Leider ist auch dieser wunderschöne Ort zu einer Massensehenswürdigkeit verkommen. Hunderte von Holzbuden wurden aufgereiht, die Kitsch, Essen und Getränke für Besucher anbieten und dieses Naturschutzreservat verschandeln. Ein weiteres Beispiel für die Kehrseiten des Overtourismus.
Nach einem kurzen Aufenthalt sind wir dann weitergefahren. Durch den Bâlea Tunnel in Richtung des Vidraru-Stausees.

Dieser Abschnitt sollte für uns unvergesslich werden, denn hier hatten wir die Ehre die Perlen der Karpaten hautnah zu erleben, und zwar die Braunbären.
Die Braunbären Rumänien
Diese Bergstraße in Richtung Stausee führt durch dichten Wald und ist dafür bekannt, dass am Straßenrand Bären sich aufstellen und auf Futter von den Touristen warten. Mit diesem Wissen fuhren wir sie entlang und hofften innig, die stolzen Tiere zu Gesicht zu bekommen. Und tatsächlich mussten wir nicht lange warten. Recht bald erblickten wir eine Bärin mit zwei verspielten Jungtieren.
Die Gruppe war nur wenige Meter von der Straße und somit von unserem Wagen entfernt und wir gingen fast durch die Decke vor Freude über diese Begegnung. Diese sollte jedoch nicht die letzte sein.
Nach einigen Minuten intensiven Fotografierens und großem Staunen, ging es weiter. Und innerhalb der nächsten ca. 10 km begegneten wir weiteren 6 Bären, insgesamt also 9 Bären!!! Wir konnten unser Glück nicht fassen und waren dankbar und tief bewegt von der Schönheit dieser Waldbewohnern.
Gleichzeitig waren wir auch etwas betrübt, denn es ist bekannt, dass die Bären in Rumänien auch bedroht sind. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Bären kommt, bei denen der Mensch meistens den Kürzeren zieht. Das soll sich jetzt aber nach dem Willen des rumänischen Parlaments ändern.
Dafür wurde ein Gesetz erlassen, wonach ein Bär erschossen werden kann, wenn es eine Gefahr für die Gesundheit oder das Eigentum der Menschen darstellt. Dieses sehr kurzsichtige und nicht wirklich durchdachte Gesetz stellt nunmehr eine Rechtsgrundlage für die Tötung der Bären da, ohne das wirkliche Problem zu beseitigen.
Denn die Schuld an diesen Auseinandersetzungen mit den, zugegeben für den Menschen oft tragischen Ausgang, trägt der Mensch selbst. Durch die ständige Rodung der Wälder und dem Ausdehnen der Ortschaften in den bergigen Waldgebieten, wird den Bären der Lebensraum und somit auch die Nahrungsquellen genommen. Folglich ist der Bär gezwungen in die Ortschaften zu kommen, um nach Nahrung zu suchen.
Hinzukommt noch das grob fahrlässige Verhalten der Touristen, die die Tatsache ignorieren, dass es sich bei den Bären, trotz ihrer Niedlichkeit um Wildtiere handelt, und sich unsachgemäß verhalten und sich selbst in Gefahr begeben, um z.B. Selfies mit den Tieren zu machen oder sie aus der Nähe zu füttern. Verhaltensweise die nicht selten tödlich enden. Aber die Frage sei erlaubt: ist bei diesen tragischen Zwischenfällen wirklich der Bär schuld? Und verdient er dafür den Tod? Wohl kaum.
Tatsache ist, dass eine Lösung gefunden werden muss. Es muss jedoch eine verhältnismäßige Lösung sein, welche die Interessen aller Beteiligten, inklusiv die der Bären, berücksichtigt. Der Mensch muss endlich aufhören, die Lebensräume der Bären zu zerstören. Dann werden auch diese Konflikte abnehmen. Werden dann gelegentlich doch noch Tiere von den Bären gerissen, muss der Staat den betroffenen Bauern Entschädigungsleistungen zahlen. Und es muss natürlich eine langfristige ausgewogene Strategie zur Regulierung der Bärenpopulation gefunden werden.
Eins ist klar: eine gesunde Bärenpopulation ist ein Aktiva für die betroffenen Regionen, die auch nachhaltig zu touristischen Zwecken genutzt werden kann. Es gibt zahlreiche Länder, die als Beispiel hierfür herhalten können. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung erkennt, dass der Bär nicht der Feind der Menschen ist. Eine Reiste entlang des Transfăgărășan und einem Zusammentreffen mit diesen wunderschönen Tieren, kann die Liebe zu den Bären entfachen. Das können wir bestätigen und jedem empfehlen.