Venedig
Die Lagunenstadt Venedig
Venezia, wie die Lagunenstadt auf italienisch heisst, wird von vielen auch als die Stadt der Brücken genannt. Dabei hat sie jedoch zweifelsohne weniger Brücken als Hamburg, unsere Heimatstadt. Die Hansestadt hat 2472 Brücken und damit europaweit die meisten Brücken. Da kann Venedig mit ihren „nur“ 400 Brücken kaum mithalten. Und dennoch genießt Venedig weltweit einen Ruf vom dem Hamburg und andere große europäische Metropolen nur träumen können.
Warum ist das so? Warum ist diese Stadt so beliebt und zwar nicht nur unter Romantikern, Verliebten und Heiratswilligen? Nun dass haben wir relativ schnell festgestellt, als wir diese berühmte Stadt im Nordosten Italiens im Jahr 2012 besucht haben.
Da Venedig auf mehr als 100 kleinen Inseln in einer Lagune in der Adria gebaut worden ist, kann sie nur mit dem Schiff erreicht werden.
Aus diesem Grund ist es auch nicht empfehlenswert mit dem Auto anzureisen. Da in unserem Fall Venedig nur eine Zwischenstation war, hatten wir keine andere Möglichkeit, als so anzureisen.
Geparkt haben wir auf der Parkinsel Troncheto. Diese befindet sich gleich am Ende der Brücke, die Venedig mit dem Festland verbindet und ist nicht zu übersehen. Sie ist groß genug um stets ein Platz finden zu können, aber die Parkgebühren sind entsprechend. Die ersten beiden Stunden kosten 3 Euro, für 2. bis 4. Stunden zahlt man 5 Euro und ab der 5. Stunde zahlt man dann 21 Euro (Tagesgebühr).
Nachdem wir das Auto abgestellt haben, sind wir zur Vaporetto Haltestelle der Linie 2 gegangen. Das dort angelegte Boot hat uns dann zum Markusplatz gebracht.
Doch noch bevor das Boot ablegen konnte, hat ein Regen eingesetzt, der es in sich hatte. Es war ein regelrechter Wolkenbruch. Zum Glück ist Venedig auf Pfählen gebaut, denn sonst hätten wir eine Überschwemmung fürchten müssen.
Da wir mit Regen nicht gerechnet hatten, standen wir nun vor einem Problem. Wie kommen wir trocken in die Stadt. Doch auch für solche Fälle waren die Venezianer gerüstet. Unverzüglich tauchten Verkäufer auf, die für die Touristen knall gelbe Regenumhänge für 5,- Euro das Stück verkauften. Groß wie ein Zelt und auch so teuer, aber hey, wenigstens sind wir trocken geblieben.
Die Fahrt in die Stadt war dann auch aufregend. Der Regen wurde immer stärker. Er war aber nicht stark genug, um die Schönheit der Stadt verwaschen zu können. Wir fuhren vorbei an wunderschönen venezianischen Palästen aus der Renaissance und Gotik und vielen zauberhaften farbenfrohen und aufwendig gestalteten Fassaden. Egal wo wir hingeschaut haben, sahen wir nur Kunst. Einfach faszinierend. Das war das Venedig, das man aus Fotobüchern kennt, wenn auch in flüssiger Form.
Einmal angelegt, sollte die Erkundung der Stadt beginnen. Dieses Vorhaben sollte jedoch nicht so leicht sein, wie erwartet. Denn es war voll. Sehr voll. Überall Menschen. Wo wir auch hingesehen haben, schoben sich Menschenmassen über die schmalen Brücken und durch die engen Gassen.
Auf dem Wasser in den ca. 150 Kanälen sah es nicht viel anders aus. Die weltberühmten Gondeln gleiteten in scheinbaren Konvois über die Gewässer der Lagunenstadt. Ein wenig anziehender Anblick. Die Liebespaare, die nach Venedig kommen möchten, um hier im Mondschein eine romantische Fahrt mit der Gondel zu zelebrieren, muss ich leider enttäuschen. Ich wage es stark zu bezweifeln, dass unter diesen Umständen sich Romantik einstellen kann. Vielmehr werden sie vermutlich das Gefühl haben, in einer Warteschlage zu stehen. Zumindest wenn sie die Reise in der Hochsaison machen möchten. Bei dem Anblick der unzähligen Gondeln in den überfüllten Kanälen, hatten wir zumindest überhaupt kein Interesse an einem derartigen Abenteuer.
Vielmehr sind wir weiter in die Stadt vorgedrungen an etwas abgelegenen Stellen, wo auch weniger Menschen waren und wo man die wunderbare Architektur mit ihren Feinheiten an jeder Ecke in Ruhe bewundern konnte.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass diese Stadt ein Gesamtkunstwerk ist. Außer der bereits erwähnten Architektur, findet sich an jeder Ecke eine Skulptur, ein Brunnen oder ein anderes Kunstwerk. Man kann stundenlang staunend durch die Gasse schreiten und sich an der Schönheit des dort sichtbaren erfreuen.
Hinzu kommen noch die zahlreichen Boutiquen. Besonders begeistert haben uns die feinen Porzellanmasken, die man in Venedig in allen Variationen bewundern und erwerben kann. Zu erwähnen ist weiterhin das Glashandwerk, wofür die Venezianer ebenfalls bekannt sind. Die Kunstwerke aus Glas sind in allen Formen und Größen wunderbar anzusehen und sich auch als Mitbringsel sehr gut geeignet.
Natürlich sind in diesem Zusammenhang auch der weltberühmte Markusplatz samt dem Markusdom sowie der Dogenpalast zu erwähnen. Jedes Kind weltweit hat von diesen historischen Bauwerken gehört und in jedem Film, der in Venedig spielt, werden sie mindestens einmal groß eingeblendet. Aber ehrlich gesagt sind diese Plätze so dermassen überlaufen, dass es kein Spaß macht sich dort aufzuhalten.
Nach den offiziellen Zahlen sind im Jahr 2011 ca. 30 Millionen Touristen nach Venedig gekommen. Angesichts dieser Zahlen ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass die Stadt mit einer Fläche von 414 km2 völlig überlaufen ist und dass die ca. 260.000 Einwohner über diese Zahlen auch nicht gerade „amused“ sind. So wundert es auch nicht, dass in der Lokalpolitik Pläne kursieren, wonach Touristen zukünftig Eintritt zahlen sollen.
Neben dem nervigen Gedränge haben uns noch die Preise in den Cafés abgeschreckt. So wollten wir uns gerne vor der Rückfahrt zum Auto, zum Abschluss des Tages einen leckeren italienischen Espresso in einem der zahlreichen Cafés auf dem Markusplatz gönnen. Doch als wir den unglaublichen Preis von 7,- Euro pro Espresso gesehen haben, ist uns auf der Stelle der Appetit vergangen. Diese Preise sind, unserer Meinung nach, durch nichts zu rechtfertigen. Daher haben wir auf den Genuss verzichtet und die Rückfahrt mit einem etwas bitteren Beigeschmack angetreten.
Insgesamt ist zu sagen, dass Venedig zweifelsohne eine tolle Stadt ist. Sie fasziniert durch ihre Architektur und die überall präsenten Kunstwerke.
Lohn sich ein Besuch? Grundsätzlich würden wir diese Frage wohl bejahen. Allerdings würden wir dazu raten, außerhalb der Saison anzureisen.
Denn obwohl die Stadt wunderbar ist, muss auch ehrlich gesagt werden, dass sie völlig überlaufen, überteuert und zum Teil auch überbewertet ist. Ein Besuch lohnt sich, ja. Aber nicht um jeden Preis.