Wanderung auf Le Morne
Wanderung auf Le Morne Mauritius
Kennt ihr die Ironie eines Inselurlaubs? Man fährt zum Meer und hört den Berg rufen! So geschehen bei unserer Reise nach Mauritius.
Der Berg den wir gehört haben, war der Le Morne Brabant, ein 556 Meter hoher Berg auf der gleichnamigen Halbinsel im Südwesten der Insel. An seinem Fuße liegen wunderschöne mit Korallensand bedeckte Strände und von oben hat man eine atemberaubende Aussicht.

Das jedenfalls haben wir im Voraus überall über diesen Berg gelesen. So war es denn für uns auch klar, dass wir diesen Anstieg machen werden, insbesondere, da ihr ja wisst, dass meine Frau eine Bergliebhaberin ist. Ein weiterer Tip für diesen Ausflug besagte, diesen Aufstieg möglichst in den frühen Morgenstunden zu machen, da es anschließend sehr heiß werden würde. Das hat uns eingeleuchtet und so wollten wir das auch machen. Spätestens um 8.00 Uhr wollten wir mit dem Aufstieg beginnen. Nur zu dumm, dass unser Hotel in Grand Baie ca. 90 km vom Berg entfernt lag. Aber immerhin: um 8.00 Uhr waren wir mit dem Frühstück durch. Danach sind wir sofort losgefahren.
Die Fahrt von Grand Baie nach Le Morne
Aber es hat ca. 3,5 Stunden bis zum Parkplatz am Berg gedauert. Die Strecke war voll. Insbesondere nachdem wir die Autobahn verlassen mussten. Wir sind bis kurz nach Nouvelle France auf der Autobahn geblieben. Danach sind wir beim ersten Kreisverkehr abgefahren in Richtung Grand Bois, Rivière des Anguilles und dann weiter an der Südküste entlang.
Diese Strecke hat durch zahlreiche kleine Städte geführt, in denen wir viel Zeit verloren haben. Wir sind dann auf die Ringstrasse gefahren (vom Süden nach Norden), welche die Halbinsel umgibt und plötzlich haben wir ein Schild nach links gesehen, welches Richtung Parkplatz Aufstieg Le Morne gezeigt hat. Die Straße war nicht befestigt, so dass wir uns entschlossen haben, noch ein Stück weiter zu fahren.
Nach wenigen Kilometern ging eine befestigte Straße nach rechts ab in Richtung RIU Hotel. Wir sind dieser Straße bis zur Einfahrt auf das Hotelgrundstück gefolgt. Ein paar Meter davor, geht eine mit Kopfstein befestige Straße nach rechts ab. Dieser folgt man ca. 1 Kilometer bis man auf einen großen Parkplatz gelangt. Er dient überwiegend den Kite-Surfern, die sich dort an diesem Strandabschnitt austoben.
Man muss dann weiter gerade aus über den Parkplatz am Wasser entlang auf einer unbefestigten Straße fahren, bis man nach ca. 1,5 km an einem Parkplatz gelangt. Dort kann man das Auto abstellen und man sieht ein kleines Häuschen am Anfang des Wanderweges. Man kann sich dort in das Gästebuch eintragen und dann geht es auch schon los.

Der Aufstieg
Gegen 11.30 haben wir mit dem Aufstieg begonnen. Während den ersten Minuten sind wir gemächlich durch einen kühlen Wald geschlendert. Von Hitze und Anstrengung keine Spur.

So waren wir denn auch hochmotiviert. Die Steigung wurde immer stärker und den Wald haben wir auch bald verlassen, so dass plötzlich die Sonne begonnen hat unsere Köpfen zu garen
Nach ca. 20 Minuten habe ich mich gefühlt, als ob ich bereits zwei Mal zur Bergspitze und zurück gejoggt wäre. Mein Herz hat zu rasen angefangen und ich stand kurz vor dem Herzinfarkt, während meine Familie entspannt voran ging. Ich habe mich zurückfallen lassen und habe mehrere kurze Pausen eingelegt, um wieder zu Kraft zu kommen, war aber fest entschlossen weiter zu gehen.
Die Sonne hat heftig geschienen und die Temperatur lag bereits bei über 30 Grad im Schatten. Ich konnte gar nicht soviel trinken, wie viel Wasser mein Körper ausschied. Dennoch habe ich mich langsam Meter um Meter nach oben geschoben.
Nach mehreren Pausen sind wir nach ca. 50 Minuten an unser erstes Zwischenziel gelangt.
An eine Stelle mit mehreren Sitzbänken, wo man sich ausruhen konnte und an ein offenes Tor durch das man gehen musste, um den zweiten Teil des Anstiegs anzugehen. Unmittelbar vor dem Tor war ein Schild befestigt, worauf Stand:
Wichtige Mitteilung! Über diesen Punkt hinaus:
- Gefährliches Klettern;
- Nur erfahrene Kletterer erlaubt;
- Keine Kinder erlaubt;
- Trage angemessene Bekleidung und Schuhwerk;
- Trink viel Wasser;
- Kein Klettern erlaubt an regnerischen Tagen;
Dieser Hinweis war eine ziemliche Übertreibung, wie es sich später herausstellen sollte, aber bei meinem 15-jährigen Sohn hat er voll eingeschlagen. Er hat schon seinen Tod vor Augen gesehen und wollte eigentlich nicht weiter gehen, denn wenn der Gesetzgeber dieses Schild aufgestellt habe, dann wird das seinen Grund gehabt haben. Wir sollten darauf hören und nicht weiter gehen. Plötzlich hat er sich erstaunlicherweise wieder als Kind betrachtet, obwohl er sich ansonsten immer als Fast-Erwachsener sieht.
Ich für mein Teil habe mir gar keine Sorgen gemacht. Ich habe mich als einen erfahrenen Kletterer angesehen, schließlich wohne ich in der Nähe der Berge, wenn es auch nur die Harburger Berge sind. Aber Berge sind Berge! Dann kann mich doch so ein kleiner 556 hoher Hügel nicht erschrecken.
Meine Frau hat gar keinen Blick auf dieses Schild verschwendet und ist entspannt weiter gegangen. Ich bin ihr gefolgt und meinem Sohn ist auch nichts anderes übrig geblieben, als uns zu folgen. Denn alleine zurückbleiben und auf uns warten, wollte er auch nicht.
Ab hier wurde der Anstieg tatsächlich etwas anspruchsvoller. Es wurde immer steiler und es gab auch keinerlei Hilfsmaßnahmen, wie Ketten zum Festhalten oder ähnliches, so dass man zum Teil auch auf alle Vieren robben musste, um voranzukommen. Es wurde immer heisser und Schatten war auch nicht mehr zu sehen.

Nach ca. 30 Minuten sind wir dann auf eine Ebene gelangt, wo man bereits eine tolle Aussicht hatte, aber man dennoch merkte, dass man noch nicht am Ziel sei.
Es war jedoch kaum festzustellen, wo es denn weitergeht. Tatsächlich war die ganze Strecke kaum ausgeschildert, so dass man sehr genau hinschauen musste, wohin man klettert, um den richtigen Weg zu finden. Und dass wir um die Mittagszeit fast alleine auf dem Berg waren, machte die Sache auch nicht gerade einfacher. Glücklicherweise haben wir ein Pärchen bemerkt, das gerade begonnen hat von ganz oben herabzusteigen, so dass wir unseren weiteren Weg erkennen konnten. Es waren kaum mehr als 500 Meter, allerdings gingen diese steil nach oben.
Es hat nur noch ein paar Minuten gedauert und dann waren wir da. Wir haben das Kreuz und dahinter das wundervolle Panorama erkannt. Ein Spiel der Farben! Blau und Türkis in allen Variationen. Einfach faszinierend.
Wir haben die Kamera gezuckt und gefühlte tausend Fotos geschossen. Wir haben auch den sogenannten „Unterwasser-Wasserfall“ gesucht, der sich unweit vor der Küste befindet. Bei diesem weltweit einzigartigen Phänomen hat man den Eindruck, dass sich unter der Wasseroberfläche ein Wasserfall befindet. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine optische Täuschung. Erklären lässt sich dieses Phänomen mit den starken Strömungen vor der Küste, die den Sand in die tiefer gelegenen Regionen des indischen Ozeans schleudern.
Sehen konnten wir dieses Phänomen jedoch leider nicht. Dennoch haben wir uns ein paar Minuten gegönnt, um die Eindrücke von dort oben auf uns einwirken lassen. Mystische Momente, die unvergesslich bleiben.
Danach folgte der Abstieg, der wesentlich leichter zu absolvieren war.
Fazit
Die Wanderung auf den Le Morne war insgesamt ein wunderbarer Tagesausflug. Wir können sagen, dass man sicherlich kein Profi sein muss, um diesen Aufstieg zu schaffen. Man sollte ihn aber auch nicht unterschätzen. Gute Schuhe, eine Kopfbedeckung und viel, viel Wasser sind ein absolutes Muss. Mit einer guten Kondition und viel Willen ist dann aber dieser Berg zu bezwingen.
Hinsichtlich des Zeitpunkts des Aufstiegs können wir lediglich auf einige Vor- und Nachteile hinweisen. Entscheiden muss dann jeder für sich selbst. Man sollte aber wissen, dass man ab 14.00 Uhr den Berg nicht mehr besteigen darf. Insofern ist das das Limit.
Der Vorteil eines Aufstiegs in den Morgenstunden ist sicherlich, die etwas kühleren Temperaturen. Allerdings befinden sich dann wesentlich mehr Menschen auf den Berg und oben auf der Spitze. Das kann den Anstieg etwas anstrengender machen.
Wir haben mit dem Aufstieg nach 11.00 Uhr begonnen und waren vollkommen alleine unterwegs. Auch oben auf der Spitze waren wir alleine, konnten alles in Ruhe genießen und völlig uneingeschränkt fotografieren. In der Tat war es heiss, aber mit viel Wasser war das kein Problem. Aber wie gesagt, dass muss jeder für sich entscheiden.
Le Morne ohne Guide
Noch ein paar Worte bezüglich den Bergführern. Während der Vorbereitung haben wir viele Kommentare gelesen, in denen dringend empfohlen wurde, den Aufstieg nur mit einem sog. Guide durchzuführen. Es sei sonst viel zu gefährlich und schwierig.
Ehrlich gesagt, können wir diese Kommentare und Ratschläge nicht nachvollziehen. Zunächst einmal war um 11.30 Uhr, als wir den Aufstieg angetreten haben, kein einziger Führer vor Ort. Das heisst, selbst wenn wir das gewollt hätten, hätten wir keine Führer gefunden. Wahrscheinlich war es für sie schon zu heiss. Führer trifft man man somit dort nur in den frühen Morgenstunden oder man muss sie im Voraus buchen.
Aber für uns stellt sich auch die Frage, was anders gewesen wäre mit einem Führer. Was hätte er für uns tun können? Er hätte uns wohl kaum hochgetragen? Also was sonst? Die Antwort lautet: wir wissen es nicht. Wir können keinen einzigen Grund erkennen, der für das Engagieren eines Bergführers sprechen würde. Der Aufstieg ist mit der richtigen Ausrüstung und mit viel Wasser, Zeit und Freude sehr gut alleine zu schaffen. Man braucht keinen Bergführer.
Fazit
Tatsächlich wurden unsere Erwartungen übertroffen. Die Aussicht von dort oben ist überwältigend. Wir haben bis dato nirgends auf der Welt eine derartige Farbenvielfalt gesehen. Ein Traum.
Abschließend kann ich euch beruhigen: mein Sohn hat diesen Anstieg überlebt und sogar viel Spass dabei gehabt und ich habe mich von meinen gefühlten drei Herzinfarkten auch gut erholt. Hinsichtlich meiner Frau kann ich sagen, dass sie sich auf dieser Strecke zumindest nicht gelangweilt hat. Es war auch für sie eine Herausforderung, zwar eine kleine, aber immerhin. Gelohnt hat sich das jedenfalls für alle und wir können diese Wanderung auf Le Morne nur empfehlen!
Zusammenfassung:
- Höhe des Berges: 556 Meter;
- Beginn des Aufstiegs: vor 14.00 Uhr;
- Dauer des Aufstiegs: ca. 1,5 bis 2 Stunden;
- Voraussetzung: gute Kondition, gutes Schuhwerk, Kopfbedeckung und viel Wasser;
- Es entstehen keinerlei Kosten;
Mehr über unseren Urlaub auf Mauritius.
Februar 2, 2023 @ 10:12 pm
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