Wanderung in den Karpaten Rumänien
Eine Wanderung durch den Canyon Horoaba im den Karpaten- Rumänien
Wanderungen durch das Gebirge sind dazu geeignet herauszufinden, wo die eigenen Limits sind. Gleichzeitig kann man dort nach einem harten Aufstieg auf einer sonnigen Alm liegend aber auch die Leichtigkeit des Seins erfahren und genießen.
Ich nehmen an, deswegen werden viele Menschen so stark von den Bergen angezogen. Bei meiner Frau ist dies zweifelsfrei der Fall. Ich kann dieser Anziehung eigentlich recht gut widerstehen, jedoch nur solange ich mich nicht auf den Weg ins Gebirge mache. Einmal dort angekommen, werde ich in seinem Bann gezogen.
Die Karpaten in Rumänien sind für Bergliebhaber unwiderstehlich. Es gibt unzählige Möglichkeiten die Bergwelten zu erleben, sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Bergsteiger.
An einem sonnigen und warmen Tag in Juli haben wir uns für eine mittelschwere bis schwere Wanderung in den Karpaten Rumänien – Bucegi Gebirge entschieden.
Mit guten Wanderschuhen und wetterbeständigen Jacken ausgestattet, haben wir uns zum Starpunkt, der Berghütte Padina begeben. Es sollte eine Rundwanderung durch das Canyon im Horoaba Tal (Canionul Valea Horoabei) werden.
Nachdem wir den Wagen vor der Berghütte abgestellt hatten ging es los auf dem ausgewiesenen Wanderweg. Nach nur wenigen Metern bogen wir jedoch links auf einem verlassen Pfad ab. Je weiter wir gingen, umso einsamer wurde es. Plötzlich erschien ein Schild, wonach diese Strecke gesperrt sein sollte.
Ob diese Sperrung noch aktuell war oder das Schild lediglich ein Überbleibsel aus vorherigen Zeiten war, war zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen.
Wir jedenfalls folgten weiter dem Tramppelpfad. Schnell merkten wir aber, dass die Strecke nicht ausgeschildert war. Es gab keinerlei Richtungsweisungen und es waren keine anderen Menschen unterwegs. Spätestens jetzt wussten wir, das der Wanderpfad wohl immer noch gesperrt war.
Aufgrund unserer Tourenvorbereitung wussten wir aber auch, dass wir stets dem Bach folgen mussten. Also taten wir das.
Es ging sofort steil nach oben und ich meine, wirklich steil. Schon nach weniger hundert Metern fragte ich mich, was ich dort verloren habe und ob es nicht besser gewesen wäre, einfach im Bach zu baden und zurück zum Wagen zu gehen. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich bereits im Bann des Berges gefangen. Ich musste immer weiter, auch wenn ich den Gedanken hasste.
Der Weg führte uns an Steilwänden und Höhlen vorbei. Wir mussten den Bach über umgestürzten Baumstämmen überqueren und unter Feldvorsprünge und Steinbrücken durchkriechen. Es war spannend und wir wussten nie, was hinter dem nächsten Hügel auf uns wartet.
So kam es dann auch, dass wir plötzlich am Ende eines Pfades angekommen waren und es von dort aus nur noch steil nach unten oder nach oben oder eben zurück ging. Wir sind wohl irgendwo falsch abgebogen. Da wir nicht fliegen können, war der Weg nach unten keine Option.
Da wir aber auch keine Freikletterer waren, war der Weg nach oben ebenfalls keine Option. Außerdem haben uns die Kreuze, die wir auf dem Weg zu diesem Punkt gesehen haben und die an die verunglückten Freikletterer erinnerten, uns davon abgehalten das Freiklettern neu zu entdecken. Also blieb uns nur der Weg zurück.
Wir folgten weiter dem Bach bis es auch kein Wanderpfad mehr zu sehen war. Dann wurde nämlich der Bach zum Pfad. Also weiter durchs Wasser. Es tauchten Leitern auf, die wir besteigen mussten, um den Flusslauf weiter folgen zu können.
Der Nachteil bei diesen Leitern war, dass wir zwar noch oben kamen, aber das Wasser ebenfalls über die Leiter nach unten floss und wir so gezwungen Maßen rechte kalte Duschen nehmen mussten. Das es jedoch sehr warm war, haben wir diese feuchte „Tortour“ über uns ergehen lassen. Allerdings hatten wir auch nicht wirklich eine Wahl, wenn wir das Ziel erreichen wollten.
Nach ca. 7 Kilometern hatten wir das Canyon durchquert und wir kamen bei den sonnenerfüllten Bergweiden an. Ein Anblick wir in einer Käsewerbung. Gut ernährte glückliche Kühe grasen auf einer saftig grünen Wiese und lassen sich dabei die heisse Sonne auf den Rücken scheinen. Einfach herrlich.
Wir liessen uns in das weiche Gras fallen und blickten entspannt und glücklich nach oben. Und das war es: die Leichtigkeit des Seins. Alle Sorgen waren weit weg. Die Gedanken kreisten um die Schönheit, die uns umgab. Die glücklichen Tiere, die prachtvollen und farbenträchtigen Blumen und der azurblaue Himmel. Besser ging es nicht.
In solchen Augenblicken weiss man, dass das Leben schön ist. Egal was auf einem unten im Tal wartet; in diesem Augenblick ist das Leben einfach nur schön und lebenswert.
Nach dieser dringend benötigten Pause ging es weiter. Jetzt allerdings nur über hügelige Bergwiesen. Wir überquerten mehrere Höhen und Täler bis wir dann auf einen anderen, dieses Mal ausgewiesen Wanderpfad stießen, welcher uns zurück zum Parkplatz führte.
Nach ca. 5 Stunden in denen wir 10 Kilometer durchschritten und ca. 1.850 Höhenmeter überschritten hatten, sind wir wieder bei unserem Wagen angekommen. Neben dem Bergbach, dem wir lange Zeit gefolgt waren und der hier unten im Tal schon fast zu einem kleinen Fluss herangewachsen ist, haben wir diesen Tag mit einem Picknick abgeschlossen.
Überglücklich und entspannt sowie zufrieden, dass man dem anfänglichen Zögern nicht nachgegeben hat, haben wir sodann den Heimweg angetreten.
Dieser Tag in den Bergen hat unsere Batterien für Wochen wieder aufgeladen, auch wenn die Wanderung herausfordernd und alles andere als einfach war. Aber ohne eine Investition, gibt es auch kein Profit. Offensichtlich weiss das der Berg auch.
Unsere Reiseberichte aus Rumänien:
Wandern in Rumänien:
- zum Gipfel “La Om” 2238 M
- zum Gipfel Tamasu Mare 1735 M
- durch den Canyon Horoaba
- Canyon der sieben Leitern
- zur Berghütte Curmatura
Road Trip in Rumänien: Transfagarasan, eine der schönste Straße der Welt
Salina Praid: eine der größten Salzminen in Rumänien
Geamana: Schönheit der Zerstörung
Sovata: Urlaub in Transilvanien