Harz-Wanderung zum Brocken
Wanderung von Schierke auf den Brocken
Wir hatten uns gefreut auf eine anspruchsvolle Wanderung durch saftig grüne Wälder rauf zur höchsten Bergspitze im Norden Deutschlands – zum Brocken im Harz. Doch was wir zu sehen bekommen haben, war alles andere als saftig grüne Wälder. Wollten wir es freundlich ausdrücken, wie die Werbebrochüre des Nationalparks Harz es tut, würden wir sagen, wir durften an einem Waldwandel zur Wildnis teilhaben.
Weniger diplomatisch ausgedruckt, sahen wir uns inmitten eines Waldes bestehend aus abgestorbenen Baumgerippe.
Ein fast unheimlicher Anblick. Aber alles der Reihe nach.
Die Wanderung von Schierke
Unsere Wanderung hat in Schierke begonnen. Der Aufstieg zum Brocken sollte über den Eckerlochstieg erfolgen. Die ca. 6,5 km lange Strecke ist die steilste, wohl aber auch die schönste, so die gängige Meinung.Über Letzteres kann man sich sicherlich starten.
Nachdem wir unser Auto in der Nähe des Informationszentrums Schirke zu einen Tagespreis von 5,00 Euro geparkt hatten, folgten wir zunächst der asphaltierten Brockenstrasse aus dem Ort heraus und bogen nach wenigen hundert Meters Richtung Brocken rechts ab. Ab diesen Punkt begann der unbefestigte Wanderweg und es ging immer steiler hinauf.
Man schreitet über wurzel- und steinbedeckte Wege und stellenweise muss man auch angelegte Stege überqueren. All das inmitten eines toten Waldes. Die gespenstig aussehenden und im fahlen Grau schimmernden Baumgerippe waren unsere stummen Begleiter fast bis zum Gipfel hinaus.
Laut den Erklärschilder des Nationalparks handelt es sich bei diesem Phänomen um ein natürliches und immer wiederkehrendes Ereignis.
Bei diesem Waldwandel sterben alte Fichten ab und neue wachsen heran, wobei man die abgestorbenen Stämme stehen lässt, damit sie anderen Waldbewohnern als Wohnung und Nahrung dienen können. Das mag so sein, schön ist das aber nicht und die Lust aufs Wandern fördert es auch nicht wirklich.
Schlimmer noch als der Anblick der toten Hölzer, war jedoch der Anblick von Wanderer, die eine sichtliche Freude daran hatten auf dem Weg zum Gipfel eine Zigarette nach der anderen zu rauchen und literweise Bier zu trinken.
Worin genau der Spass bei dieser Art von „Naturerlebnis“ liegt, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Es zeugt jedoch sehr anschaulich von der unglaublichen Naturverbundenheit einiger unserer Mitmenschen.
Nach ca. 4,5 km kamen wir wieder auf eine befestigte Straße und folgten dieser für ca. 1,2 km bis zum Brocken. Auf diesem Abschnitt wurden wir von zig anderen Menschen begleitet, die zu fuß oder per Fahrrad unterwegs waren. Auch Pferdekutschen bahnten sich den Weg zwischen den Menschenmassen zum Gipfel hinauf. Eine ruhige Wanderung in der Natur sieht anders aus.
Der Anblick von oben belohnt jedoch die zahlreichen Unannehmlichkeiten. Wir hatten wunderschönes Wetter und somit eine sehr gute Sicht, so dass wir unsere Blicke bis hinter dem Horizont schweifen lassen konnten. Einfach nur schön.

Der Brocken, der höchste Gipfel im Harz 1141,2 m ü.
Oben angekommen kann man den Brocken-Rundgang machen und dabei die Brockenuhr, den Brockengarten, die Brockenkanzel, sowie die Antennenanlage und das Nationalpark-Besucherzentrum Brockenhaus bewundern. Im Letzteren kann man sich in einer Ausstellung auf drei Stockwerken über die Geschichte und die Natur des Brocken informieren.
Der Brockenbahn
Ist man vom Aufstieg geschafft, kann man mit der Brockenbahn den Abstieg wagen. Wobei die Preise für dieses kurze Vergnügen recht happig sind. Man ist mit stolze 47 Euro pro Person für eine Auf- und Abfahrt zum Brocken dabei. Ob es das wert ist, muss jeder für sich entscheiden.
Zweifelsfrei ist aber die dampfbetriebene Brocken- Schmalspurbahn die Haupt-Sehenswürdigkeit des Tages.
Die erstmals im Jahre 1898 in Betrieb genommen Bahn, wurde kurze Zeit nach der Wiedervereinigung im Jahr 1991 wieder dem Personenverkehr zugänglich gemacht und dient heute touristischen Zwecke. Sie tingelt den ganzen Tag rauf und runter und bringt zahlreiche Menschen zum Gipfel und wieder zurück, wobei sie ihrer Rolle als Fotomotiv mehr als gerecht wird.
Wir jedenfalls haben für den Abstieg die gleiche Strecke gewählt wie für den Aufstieg und haben unterwegs mehrere Zwischenstops eingelegt um Fotos zu machen oder die alte Bahn beim Vorbeifahren zu bewundern.
Für die komplette Wanderung zum Brocken haben wir 6 Stunden benötigt, wobei davon knapp 4 Stunden der entspannte Auf- und Abstieg in Anspruch genommen haben.
Unterwegs weisen Schilder immer wieder darauf hin, dass der Eckerlochstieg schwierig zu begehen ist. Dies können wir nur bedingt bejahen. Hat man festes Schuhwerk und ein wenig Ausdauer, ist diese Wanderung problemlos zu schaffen. Und begeht man sie beim Abschluss einer Wald Wandlungsphase, ist sie sicherlich auch sehr schön.
Ehrlich gesagt, wird uns aber diese Wanderung nicht als einer der schönsten in Erinnerung bleiben. Wir sind zwar froh, dass wir sie gemacht haben, denn als Norddeutscher muss man mindestens einmal im Leben auf dem Brocken gewesen sein. Eine Wiederholung brauchen wir jedoch sicherlich nicht.